- Der linke Kandidat Lee Jae Myung hat die Präsidentenwahl in Südkorea gewonnen.
- Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt der Oppositionspolitiker laut der amtlichen Nachrichtenagentur Yonhap deutlich vorn.
- Der konservative Gegenkandidat Kim Moon Soo hatte seine Wahlniederlage laut Yonhap bereits eingestanden.
Lee lag der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge zunächst mit 48.4 Prozent der Stimmen vor Kim, der 42.8 Prozent erhalten hatte. Zu dem Zeitpunkt waren rund 88 Prozent der Stimmen ausgezählt. Das abschliessende Ergebnis wird in den Morgenstunden (Ortszeit) erwartet. Die Wahlbeteiligung lag mit 79.4 Prozent überaus hoch.
Die Südkoreaner haben damit für einen politischen Richtungswechsel gestimmt. Lee kommt aus dem linken Oppositionslager und ist ein Kontrahent des konservativen Ex-Präsidenten Yoon Suk Yeol, der das ostasiatische Land Ende 2024 in eine mehrmonatige Staatskrise stürzte.
Yoon hatte im Dezember überraschend das wenig später vom Parlament wieder aufgehobene Kriegsrecht verhängt. Anfang im April wurde er des Amtes enthoben, derzeit muss sich wegen Hochverrats vor Gericht verantworten. Mit der vorgezogenen Neuwahl des Präsidenten, der als Regierungschef und oberster Befehlshaber über grosse Machtbefugnisse verfügt, soll die Staatskrise der letzten Monate endgültig besiegelt sein.
Lee verspricht neuen politischen Kurs
Wahlsieger Lee Jae Myung verspricht einen politischen Neuanfang. Aussenpolitisch befürwortet er eine diplomatische Annäherung gegenüber Nordkorea und China. Wirtschaftlich möchte er einen nachhaltigen Energiewandel forcieren und die staatlichen Investitionen in künstliche Intelligenz und anderen Zukunftstechnologien verstärken. Zudem gilt Lee Jae Myung als Verfechter von Arbeitnehmerinteressen.

Seine Biografie ist die eines klassischen Aufsteigers. Als fünftes von sieben Kindern in bitterer Armut geboren, registrierte ihn sein Vater erst mit deutlicher Verspätung bei den Behörden. Sein genaues Geburtsdatum ist daher unbekannt: Laut offiziellen Angaben ist Lee 60 Jahre alt, einige Medien gehen hingegen von 61 Jahren aus.
Als Jugendlicher schuftete Lee Jae Myung in Fabriken, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Dabei zog er sich mehrere Verletzungen zu; darunter auch ein Handgelenksbruch, der zu einer nachhaltigen Behinderung führte. Später machte sich Lee Jae Myung als Menschenrechtsanwalt einen Namen und legte eine steile Karriere als Politiker hin. Bis 2021 diente er als Gouverneur der südkoreanischen Provinz Gyeonggi.
Lee steht vor riesigen Herausforderungen
Trotz seiner Beliebtheit im linken Lager ist Lee Jae Myung keineswegs unumstritten. So hatte der neue Präsident Südkoreas bis zuletzt mit rechtlichen Skandalen zu kämpfen. Ein Verfahren wegen Verstössen gegen das Wahlrecht hätte Lee beinahe seine Präsidentschaftskandidatur gekostet.
Nun steht er als Staatsoberhaupt vor riesigen Herausforderungen. Im ersten Quartal schrumpfte das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt überraschend um 0.2 Prozent, zudem trüben die angedrohten Zölle von US-Präsident Donald Trump die ökonomischen Aussichten der Exportnation. Innenpolitisch ist die südkoreanische Gesellschaft zudem stark gespalten. Die Risse verlaufen zwischen den ideologischen Lagern, Generationen und Geschlechtern.
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