• Volkswagen kommt mit seinem Sanierungsplan schneller voran als erwartet.
  • Autobauer sind aktuell durch hohe Kosten und Überkapazitäten belastet.
  • Der VW-Betriebsrat kritisiert spürbare Konsequenzen der Spar-Maßnahmen im Betriebsablauf.

Europas größter Autobauer Volkswagen kommt beim geplanten Stellenabbau schneller als erwartet voran. "Rund 20.000 Austritte aus dem Unternehmen bis 2030 sind bereits vertraglich fixiert", sagte Personalvorstand Gunnar Kilian einer Mitteilung zufolge bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg. Damit ist bereits mehr als die Hälfte des bis 2030 geplanten Abbaus von 35.000 Stellen fest vereinbart.

Konzern und Gewerkschaft hatten sich nach langem Ringen im Dezember auf ein Sanierungsprogramm für die Kernmarke VW geeinigt. Bis 2030 soll fast ein Viertel der 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen wurden dabei ausgeschlossen, der Abbau soll vor allem über Vorruhestand und Abfindungen erfolgen. Der Konzern hat dafür die Altersteilzeit noch einmal ausgeweitet und bietet daneben Abfindungen für Jüngere an, die freiwillig ausscheiden.

Noch sei man beim Sparkurs nicht am Ziel, sagte Marken-Finanzvorstand David Powels: "Für die Zukunft haben wir aber noch viel Arbeit vor uns." Ziel sei es, Volkswagen bis 2029 wettbewerbsfähig und nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen.

Hohe Kosten und Überkapazitäten belasten VW

Sieht Einschränkungen im Arbeitsalltag durch die Sparpläne des Konzerns: VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo Bildrechte: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

Die Wolfsburger Kernmarke leidet seit Jahren unter hohen Kosten und Überkapazitäten in ihren Werken. Vor allem die reinen Elektro-Standorte Zwickau und Emden bekamen zuletzt die schwache Nachfrage nach E-Autos zu spüren und mussten die Produktion drosseln. Zudem brechen dem Konzern auf seinem wichtigsten Markt China Absatz und Gewinn weg, weil dort einheimische Konkurrenten wie BYD vorbeiziehen.

Im Wolfsburger Stammwerk, wo ausschließlich Verbrenner wie Golf und Tiguan gebaut werden, musste der Konzern dagegen zuletzt sogar Sonderschichten ansetzen. Denn anders als E-Autos verkaufen sich die VW-Verbrenner derzeit gut. Das werde aber nicht so bleiben, warnte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Der Absatz des Golfs werde weiter sinken, sagte sie laut einem Bericht im Intranet, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Die Tendenz ist unaufhaltsam sinkend."


Betriebsrat moniert Folgen von Einsparungen im Arbeitsalltag

Cavallo kritisierte zudem Ärgernisse im Arbeitsalltag in Wolfsburg als Folge der Sparmaßnahmen. Cavallo monierte, die Büros würden so selten gereinigt, dass eine Kollegin schon ihren eigenen Staubsauger zur Arbeit mitgebracht habe und selbst putzte. Nachdem der Arbeitgeber auf die Rückkehr ins Büro drängte, komme es zu langen Schlangen in der Kantine. Es gebe dort zu wenig Personal, nicht genug zu essen und zu wenige Sitzplätze.

In der Produktion komme es häufig zu Ausfällen, bemängelte Cavallo. "Andauernd stehen irgendwelche Anlagen, Teile fehlen, die ganze Fabrik ist quergezogen, nichts ist mehr aus einem Guss hier!", wurde Cavallo zitiert. In Sonderschichten müssten Ausfälle aufgeholt werden. Das Unternehmen äußerte sich nicht unmittelbar zu den Vorwürfen.

dpa/Reuters(lik)

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