In Asien bekommt man sehr wohl mit, wie die Trump-Regierung mit den Europäern umgeht – und wie sie die Ukraine fallen lässt. Entsprechend gross war die Sorge bei kleinen und mittleren asiatischen Ländern, dass ihnen dasselbe widerfahren könnte und sie angesichts der chinesischen Übermacht im asiatischen Raum plötzlich ziemlich allein dastünden.
Diese Befürchtung hat US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bei der Vorstellung der amerikanischen Asien-Strategie einigermassen entkräftet. Washington sieht China als wichtigsten und gefährlichsten Rivalen und versteht sich auch unter Trump als indopazifische Supermacht. Die Region hat für den US-Präsidenten und seine Regierung Priorität, anders als Europa.
Freundlicher Ton in Asien
Das zeigte sich schon daran, dass Hegseth verblüffend anders und freundschaftlicher über und mit den US-Partnern in Asien sprach als das Trumps Repräsentanten in Europa und gegenüber der Nato taten. In Asien ist von wertvollen, geschätzten Partnerschaften die Rede.
Offenkundig ist: Trump kümmert die russische Bedrohung nicht, falls er sie überhaupt sieht. Die chinesische jedoch sehr wohl. Entsprechend sind ihm die europäischen Alliierten ziemlich egal. Auf die asiatischen hingegen ist er angewiesen, um China einzuhegen.
Allerdings forderte der Pentagon-Chef in Singapur auch von den asiatischen Partnern massiv höhere Verteidigungsausgaben – genauso wie von den Europäern. Die Rede ist ebenfalls von fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts, was für die meisten Länder eine Vervielfachung bedeuten würde.
Verpasste Chance
Die Tonalität, die Hegseth gegenüber China anschlug, war schroff. Er sprach von einer möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Aggression Pekings. Darauf hätte China eins zu eins reagieren können. Denn nicht zuletzt diesem amerikanisch-chinesischen Dialog dient der Asien-Sicherheitsgipfel, der offiziell Shangri-La-Dialogue heisst.
Bloss: China erschien zu diesem Austausch gar nicht. Sein Verteidigungsminister, Dong Jun, fehlte diesmal und damit Hegseth der Gesprächspartner. Das ist eine verpasste Chance. Es fehlt ja zwischen Peking und Washington gewiss nicht an brisanten Themen, wohl aber an Kommunikation und damit auch an einem minimalen Vertrauen. Besonders in der Sicherheitspolitik.
Irritation durch fehlenden Dialog
Zwar reagierte China über seine Botschaft in Singapur auf die trumpsche Asien-Strategie und auf Pentagon-Chef Hegseths markige Worte ebenfalls scharf. Und seine grosse, aber eben nicht sehr hochrangige Delegation auf dem Asien-Sicherheitsgipfel meldete sich deutlich zu Wort. Nicht zuletzt, indem sie jene asiatischen Länder kritisierte, die sich militärisch an die USA anlehnen und Chinas Vormachtstreben in Asien nicht gutheissen. Sie wurden – besonders hervorgehoben die Philippinen – als trojanische Pferde bezeichnet, die gar nicht ihre eigenen Interessen verträten, vielmehr amerikanische.
Weitaus hilfreicher als ein solcher Austausch von Unfreundlichkeiten über die Bande wäre ein direkter Dialog gewesen. Gerade, wenn die Spannungen hoch sind und die Nerven blank liegen. Doch dazu kam es nicht – und das irritiert.
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