Liberal und proeuropäisch: Rafal Trzaskowski ist quasi der Gegenentwurf zum jetzigen Staatspräsidenten. Trzaskowski gehört zur liberalen Bürgerplattform von Regierungschef Donald Tusk und geniesst breite Unterstützung in den liberalen Grossstädten. Bei der letzten Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren verlor der Liberale nur knapp gegen den jetzigen rechten Noch-Staatspräsidenten Duda, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl antreten durfte.
Doch für den liberalen Grossstädter bleiben die ländlich-konservativen Gebiete ein hartes Pflaster. Mit einem klaren Bekenntnis zur Stärkung der nationalen Sicherheit versucht er nun, auch dort zu punkten, denn Wahlen werden in Polen fast immer in der Provinz entschieden. «Polens Sicherheit ist das Allerwichtigste, wir müssen noch mehr in unsere Armee, in den Grenzschutz und in unsere Verteidigungsindustrie investieren», so Trzaskowski.
Karol Nawrockis Aufholjagd
Die nationalkonservative PiS ist mit dem Historiker Karol Nawrocki im Rennen. Der frühere Boxer und Türsteher lag in den Umfragen lange Zeit deutlich zurück, konnte sich dann aber im ersten Wahlgang knapp hinter dem liberalen Gegenkandidaten positionieren. Seine populistische Botschaft: «In meinem Polen wird es keine illegale Migration geben.» Nawrocki empfiehlt sich mit dem Motto «Polen First». Auf X zelebrierte der Trump-Fan seine Kurzaudienz bei Donald Trump im Weissen Haus, der indirekte Wahlkampfhilfe leistete.
So wie Trump die Ukraine behandelt, das Hin und Her mit den Zöllen, das wird in Polen nicht einfach ausgeblendet.
Die rechte PiS-Anhängerschaft sei damit zu beeindrucken, aber die restliche Wählerschaft habe wenig Vertrauen in Trump, sagt die Politologin Anna Wojciuk von der Universität Warschau. «So wie er die Ukraine behandelt, das Hin und Her mit den Zöllen, das wird in Polen nicht einfach ausgeblendet.»
Die ultrarechte Wählerschaft im Visier
Aber das rechte Wählerbecken in Polen ist gross. Ausserhalb der Metropolen verfügt die nationalkonservative PiS nach wie vor über eine sehr treue Stammwählerschaft, und ihr Kandidat Nawrocki hofft nun auch noch auf Teile der ultrarechten Anhängerschaft.

Nun wird es auch darauf ankommen, wem die Wähler der in der ersten Runde ausgeschiedenen rechtsradikalen Kandidaten Slawomir Mentzen und Grzegorz Braun ihre Stimme geben werden. Mentzen von der rechtsradikalen «Konfederacja» ist im ersten Wahlgang als Drittplatzierter zwar ausgeschieden, allerdings mit einem beachtlichen Resultat von fast 15 Prozent der Stimmen.
Tusks Hoffnung auf ein Ende der Blockadepolitik
Auch für die Mitte-links-Regierung von Donald Tusk ist diese Wahl von grosser Bedeutung. Denn der rechte Noch-Staatspräsident Andrzej Duda konnte mit dem Vetorecht des Präsidenten die Regierung Tusk empfindlich ausbremsen. Deshalb hofft jetzt auch Tusk, dass er mit Trzaskowski einen Mann aus seinen Reihen ins Präsidentenamt bringen kann, auch um eine weitere Blockadepolitik durch einen rechten Amtsinhaber zu verhindern. Viele Reformvorhaben blieben bislang auf der Strecke. Doch das Rennen wird eng.
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