An manchen Feiertagen dürfen wir zu Hause bleiben – und wissen nicht einmal genau, warum. Christi Himmelfahrt und Pfingstmontag etwa. Laut einer Yougov-Umfrage haben 55 Prozent der Menschen in Westdeutschland und 62 Prozent in Ostdeutschland keine Ahnung, was Pfingsten ist. Gerade noch fünf Prozent der Deutschen besuchen einen Pfingstgottesdienst. Mehr als "Hurra, langes Wochenende!" fällt den meisten zum "Geburtstag der Kirche" kaum noch ein.
Trotzdem opfert die Politik jedes Jahr einen ganzen Arbeitstag für den Pfingstmontag. Warum eigentlich? Höchste Zeit, ihn abzuschaffen, findet der Autor, ein praktizierender Katholik. Der Pfingstmontag ließe sich viel gehaltvoller nutzen.
Feiertage werden sinnentleert
An Feiertagen wie Christi Himmelfahrt oder Pfingsten zu rühren, löst bei vielen Schnappatmung aus. Jede Nation, heißt es, benötige sie für Familie und Erholung. Das stimmte vielleicht früher, als die Menschen noch kaum Zeit für sich hatten. Zu Beginn der Weimarer Republik 1918 arbeiteten sie 48 Stunden an sechs Wochentagen, zusätzlich raubten ihnen die Arbeitswege teils Stunden.

Meinung Einen Feiertag abschaffen? Das lenkt von den wirklichen Problemen ab!
Doch vor rund 60 Jahren setzten die Gewerkschaften die Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden durch. Man könnte sagen: Mit dem Slogan "Samstags gehört Vati mir" erkämpften sie zusätzliche 52 Familienfeiertage im Jahr. Heute arbeiten die Bundesbürger laut Eurostat im Durchschnitt sogar nur noch 34,8 Wochenstunden, also weniger als der EU-Durchschnitt (37 Stunden), und diskutieren über eine Vier-Tage-Woche.
Warum eigentlich? Denn auch die Muße bereitet immer mehr Menschen Stress, wie der "Freizeit-Monitor" der Stiftung für Zukunftsfragen zeigt. Wenig deutet darauf hin, dass sie sich in ihrer Freizeit besonders um Familie oder Kräftigung kümmern. Die Top-Five der beliebtesten Zeitvertreibe, auch an Pfingsten: 1. Internet nutzen. 2. Fernsehen. 3. Musik hören. 4. mit Computer, Laptop, Tablet beschäftigen. 5. mit dem Smartphone spielen, surfen, chatten.
Wirtschaft ankurbeln, in der Schule büffeln
Warum ihnen diese Last nicht nehmen und den Pfingstmontag streichen? Dadurch würde sich die Jahresarbeitszeit um gerade einmal 0,4 Prozent verlängern, was helfen würde, uns aus der ewigen Wirtschaftskrise herauszuarbeiten. Und die Läden hätten auf: 87 Prozent des Handelsumsatzes erfolgen noch immer offline. Wir zahlten an diesem Tag Lohnsteuer, Sozialabgaben und Mehrwertsteuer, um den Sozialstaat zu stabilisieren.

Streit um Arbeitszeit Ist noch jemand da?
Was aber noch wichtiger ist: Die Schulen wären geöffnet. Heute fällt, je nach Bundesland, bis zu zehn Prozent des Unterrichts aus. International rangieren deutsche Schülerinnen und Schüler auf enttäuschenden Plätzen. Wäre es nicht klüger, sie lernten am Pfingstmontag Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften, Sprachen, Philosophie, anstatt den Feiertag, der ihnen nichts bedeutet, in virtuellen Welten zu verdaddeln? 15-Jährige schauen laut OECD schon jetzt fast sieben Stunden pro Tag aufs Smartphone. Unfassbar.
Wären sie in der Schule, erführen sie vielleicht sogar im Religionsunterricht, dass Pfingsten auch ein großes Fest der weltweiten Völkerverständigung und gegen piefigen Nationalismus ist.
Mein Kollege Matthias Urbach sieht das übrigens ganz anders. Seine Argumente können Sie hier lesen.
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