In den USA ist die iOS-App ICEBlock aktuell die Nummer 1 in den Social-Media-Charts und insgesamt die drittbeliebteste Gratis-Anwendung im App Store. Der US-Regierung schmeckt das überhaupt nicht, und sie droht mit Konsequenzen. Der Entwickler zieht derweil Vergleiche zu Nazi-Deutschland.
Welche spezifischen Apps in einem Land besonders häufig genutzt werden, sagt oft viel über die gesellschaftlichen Verhältnisse aus. Das ist auch bei ICEBlock der Fall, das aktuell im Apple App Store bei den Gratis-Anwendungen auf Platz 3 liegt und die Social-Media-Charts sogar anführt. Denn der Grund für den Erfolg sind die teils brutalen und willkürlichen Razzien der US-Behörde ICE gegen vermeintlich illegale Einwanderer. ICE steht für Immigration and Customs Enforcement, was so viel wie Einwanderungs- und Zollvollzug bedeutet.
"Als ich sah, was in diesem Land passierte, wollte ich etwas tun, um mich zu wehren", erklärte der Entwickler Joshua Aaron dem US-Nachrichtensender CNN. Die Vorgänge erinnerten ihn an Nazi-Deutschland. "Wir sehen buchstäblich, wie sich die Geschichte wiederholt."
Frühwarnsystem für ICE-Einsätze
Die App ist als Frühwarnsystem konzipiert. Laut CNN hatte sie zum Zeitpunkt der Ausstrahlung des Interviews etwa 20.000 Nutzerinnen und Nutzer, die meisten davon in Los Angeles und Umgebung. Das Prinzip der Anwendung ist einfach: Wenn man ICE-Aktionen beobachtet, kann man auf einer Karte eine Stecknadel setzen und optional auch beschreiben, wie die Agenten gekleidet sind oder in welchen Fahrzeugen sie unterwegs sind. Andere Smartphones, auf denen ICEBlock installiert ist, erhalten eine Push-Benachrichtigung, wenn sie sich innerhalb eines Umkreises von acht Kilometern von einer Sichtung befinden.
In der App-Beschreibung wird mehrmals wiederholt, dass absolut keine Daten gesammelt würden und die Nutzung vollkommen anonym erfolge. "Wir wollen weder Geräte-ID noch IP-Adresse oder Standort", sagte Aaron CNN. "Wir wollen nicht, dass irgendetwas auffindbar ist. Deshalb ist die App 100 Prozent anonym und kostenlos für jeden, der sie nutzen möchte."
Datenschutz spricht gegen Android-App
Der Datenschutz ist auch ein Grund, warum es ICEBlock derzeit nur für iOS gibt. Damit eine Android-App die gleichen Funktionen bieten kann, müsste sie Informationen sammeln, die die Nutzer letztlich gefährden könnten, so der Entwickler.
Aaron hat auch Vorkehrungen getroffen, damit die App nicht mit einer Flut von Falschinformationen nutzlos gemacht werden kann. Nutzer können Sichtungen lediglich im Umkreis von acht Kilometern und nur alle fünf Minuten melden. Nach vier Stunden werden sie automatisch gelöscht.
Weil sich der Entwickler vermutlich auch des großen Konfliktpotenzials von ICEBlock gegenwärtig ist, weist die App bei Meldungen darauf hin, dass sie ausschließlich zu Informations- und Benachrichtigungszwecken dient. Sie dürfe nicht dazu verwendet werden, zu Gewalt anzustiften oder die Strafverfolgung zu behindern. Dies betonte Aaron auch im Interview mit CNN. "Ich möchte nicht, dass Nutzer die Arbeit der Behörden stören", sagte er.
Regierungsvertreter schäumen vor Wut
Wenig überraschend schäumen verantwortliche Regierungsvertreter trotzdem vor Wut. Sie drohen sowohl dem Entwickler als auch CNN, das über ihn und ICEBlock berichtet hatte, mit Konsequenzen. Generalstaatsanwältin Pam Bondi sagte dem regierungsnahen Sender Fox, Aaron schicke Kriminelle dorthin, wo Bundesbeamte agierten, wodurch deren Leben gefährdet werde. Er werde beobachtet und solle aufpassen, denn was er tue, sei keine geschützte Meinungsfreiheit.
Trumps Grenzschutzbeauftragter Tom Homan sagte Fox News, er "flehe" das Justizministerium an, sich mit der App und der Berichterstattung von CNN darüber zu befassen. Es sei widerlich und nur eine Frage der Zeit, "bis sich jemand versteckt, auf einen ICE-Agenten wartet und versucht, ihn auszuschalten." Dass der TV-Sender dabei mitmache, die Einsätze der Strafverfolgungsbehörden vorherzusagen, sei entsetzlich.
"Das sieht eindeutig nach Justizbehinderung aus, schrieb Heimatschutzministerin Kristi Noem auf X. "Unsere tapferen ICE-Polizisten sehen sich mit einem Anstieg der Angriffe um 500 % konfrontiert. Wer unsere Strafverfolgung behindert oder angreift, wird von uns gejagt und im vollen Umfang des Gesetzes strafrechtlich verfolgt."
Joshua Aaron hat dagegen ein Hühnchen mit den großen US-Tech-Konzernen zu rupfen, die Trump direkt oder indirekt unterstützen. "Ich würde sagen: Entwickeln Sie Rückgrat. Es darf nicht nur ums Geld gehen", sagte er CNN. "Ich verstehe, dass Sie Aktionären Rechenschaft ablegen müssen. Ich verstehe, dass Sie Mitarbeiter haben, die ihre Gehaltsschecks benötigen. Aber wann sagen Sie: 'Genug ist genug'?"
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke