Der Gazastreifen ist weitgehend abgeriegelt, große Teile liegen in Schutt und Asche, die humanitäre Lage ist katastrophal. In dieser Situation fordert Israel Zivilisten auf, 14 Gebiete im Norden zu räumen. Auf Verhandlungen scheint Jerusalem immer weniger zu hoffen.

Israels Armee hat die Bewohner von 14 Gebieten im Norden des Gazastreifens zur Evakuierung aufgerufen. Die israelische Armee gehe in diesen Gebieten mit Härte vor, "da terroristische Organisationen ihre Aktivitäten und Operationen" dort fortsetzten, erklärte der israelische Armeesprecher Avichai Adraee auf Arabisch in Onlinediensten. Betroffen seien auch Teile von Beit Lahia und Dschabalija.

Israel hatte seine massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen. Am Sonntag erklärte die israelische Armee, im Rahmen einer neuen verstärkten Offensive zur Zerschlagung der radikalislamischen Hamas "umfassende Bodeneinsätze" im gesamten Gazastreifen begonnen zu haben. Am Montag sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu, Israel werde die Kontrolle über "das gesamte Territorium" des Gazastreifens übernehmen.

Angesichts schleppender Hilfslieferungen in den Gazastreifen und der jüngsten Angriffe fordert SPD-Chef Lars Klingbeil mehr Druck auf die israelische Regierung. Der Vizekanzler sprach sich für den Schutz der Zivilbevölkerung, ungehinderte humanitäre Hilfe, ungehinderten Zugang für Helfer und ein Ende völkerrechtswidriger Vertreibungspläne aus. "Das sind klare Forderungen, die wir und unsere EU-Partner haben. Wir brauchen hier jetzt auch stärkeren politischen Druck." Die Eskalationsspirale, die nach dem Terror der Hamas am 7. Oktober 2023 begonnen habe, müsse endlich enden. Die Terrororganisation Hamas müsse alle Geiseln freilassen. Israel müsse das humanitäre Völkerrecht einhalten.

Klingbeil: Deutschland hat Hilfe mehrfach aufgestockt

Deutschland habe seine humanitäre Hilfe mehrmals deutlich aufgestockt. "Wir prüfen laufend, wie wir unsere Hilfe weiter verstärken können", sagte Klingbeil. "Wir fordern die israelische Regierung auf, alles zu tun, um ihre humanitären Verpflichtungen zu erfüllen."

Derweil schwinden die Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung. Weil die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg nicht vorangehen, will Israel Berichten zufolge nun alle Unterhändler aus Katar abziehen. Das berichteten mehrere israelische Medien.

Am Dienstag hatte Israel bereits das ranghohe Verhandlungsteam zu Beratungen zurückgeholt. Nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu blieben zunächst nur die Vertreter der Arbeitsebene in Katars Hauptstadt Doha. Das Forum der Geiselfamilien hatte den Schritt scharf kritisiert.

Es gibt mehrere große Streitpunkte zwischen den Konfliktparteien. So will die Hamas unter anderem als Bedingung für die Freilassung der verbliebenen Geiseln das Ende des Gaza-Kriegs. Israel will dem nur dann zustimmen, wenn die Hamas ihre Waffen niederlegt und die Führung der Islamisten den Gazastreifen verlässt. Diese Forderungen wiederum lehnt die Hamas ab.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 53.600 Menschen im Gazastreifen getötet.

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