Den Brexit rückgängig machen will Großbritannien nicht. Das Vereinigte Königreich rückt über mehrere mit Brüssel geschlossene Abkommen aber wieder deutlich näher an die EU heran. Einigkeit gibt es nicht nur bei Themen wie Sicherheit und Handel, sondern auch beim Streitpunkt Fischerei.
Gut fünf Jahre nach dem Brexit stellen Großbritannien und die Europäische Union ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage. Das in London von den Spitzen beider Seiten unterzeichnete Abkommen stellt eine Neuausrichtung in den Verteidigungs- und Handelsbeziehungen dar. Fast neun Jahre nach dem Votum für den EU-Austritt umfasst die Neugestaltung Großbritanniens Teilnahme an gemeinsamen Beschaffungsprojekten, einen einfacheren EU-Zugang für Lebensmittel und Besucher sowie ein neues, jedoch umstrittenes Fischereiabkommen.
"Es ist Zeit, nach vorne zu blicken", sagte der britische Premierminister Keir Starmer in einer Erklärung. "Wir müssen die alten Debatten und politischen Kämpfe hinter uns lassen und vernünftige, praktische Lösungen finden, die das Beste für das britische Volk herausholen. Wir sind bereit, mit Partnern zusammenzuarbeiten, wenn wir dadurch das Leben der Menschen hier im Land verbessern können." Unterzeichnet wurde das Abkommen von Starmer - der früher für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eintrat - sowie EU-Ratspräsident Antonio Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Im Zentrum der Neuausrichtung steht ein Verteidigungs- und Sicherheitspakt, der Großbritannien die Teilnahme an gemeinsamen Beschaffungen ermöglicht. Dies ebnet den Weg für britische Unternehmen wie BAE Systems, Rolls Royce und Babcock, an einem 150 Milliarden Euro schweren EU-Programm zur Wiederbewaffnung Europas teilzunehmen. Die Londoner Regierung erklärte, dass die Neugestaltung mit ihrem größten Handelspartner den bürokratischen Aufwand für Lebensmittel- und Agrarprodukte reduzieren, Lebensmittel günstiger machen, die Energiesicherheit verbessern und bis 2040 fast neun Milliarden Pfund zur Wirtschaft beitragen werde.
In der Fischerei werden britische und EU-Schiffe für zwölf weitere Jahre Zugang zu den Gewässern des jeweils anderen haben. Dieses Zugeständnis nimmt dem Vereinigten Königreich einen seiner stärksten Trümpfe in zukünftigen Verhandlungen, wenn es etwa um eine dauerhafte Reduzierung von Bürokratie und Grenzkontrollen geht, die kleine Lebensmittelproduzenten bislang am Export nach Europa hinderten.
Zudem hat Großbritannien den Grundzügen eines begrenzten Jugendmobilitätsprogramms zugestimmt, dessen Details noch ausgearbeitet werden sollen. Enthalten darin soll auch die Teilnahme am Erasmus+-Studentenaustauschprogramm sein.
Viele Briten bereuen Brexit
Aktuelle Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Briten die Brexit-Entscheidung bereut. Es gibt jedoch wenig Interesse an einem Wiedereintritt in die EU. Unter Starmer hat sich Großbritannien kontinuierlich der EU und vor allem Frankreich und Deutschland wieder angenähert. Dies steht in Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. In diesem Bereich bemühen sich die Regierungen in London und Paris gemeinsam mit dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz um ein einheitliches Vorgehen, auch zusammen mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk.
Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, dass neben der EU-Vereinbarung mit Großbritannien auch ein deutsch-britisches Freundschafts- und Partnerschaftsabkommen geplant ist. "Ich kann bestätigen, dass es weiter in der Planung ist, und dazu laufen die Gespräche", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Einen Zeitpunkt für die Unterzeichnung wollte er nicht nennen. Vergangene Woche hatten die Verteidigungsminister beider Länder bereits ein umfassendes Abkommen im Verteidigungsbereich unterzeichnet.
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