Ihre Familie wurde im Holocaust ermordet, sie selbst überlebte: Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen in Deutschland. In einer Autobiografie beschrieb sie ihr Schicksal. Nun stirbt sie im hohen Alter.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist tot. Sie starb im Alter von 103 Jahren, wie die Margot Friedländer Stiftung in Berlin mitteilte. An diesem Freitag sollte Friedländer mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt werden. Der Termin wurde allerdings auf ihren Wunsch abgesagt und sollte nachgeholt werden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: "Die Nachricht vom Tode Margot Friedländers erfüllt mich mit tiefer Trauer." Sie habe "unserem Land Versöhnung geschenkt - trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten. Für dieses Geschenk können wir nicht dankbar genug sein." Friedländers Vermächtnis sei "Mahnung und Verpflichtung, gerade in einer Zeit, in der die Demokratie angefochten wird und sich Antisemitismus wieder unverhohlen zeigt, bleibt es unsere Verantwortung, die jüdische Gemeinschaft in unserem Land nie wieder im Stich zu lassen". Weiter schrieb Steinmeier: "Wir verneigen uns vor Margot Friedländer, dieser wunderbaren deutschen Jüdin aus Berlin."
Friedländer war nach Jahrzehnten als Emigrantin in New York im hohen Alter nach Deutschland zurückgekehrt. Die Berliner Ehrenbürgerin engagierte sich unermüdlich gegen das Vergessen, besonders die junge Generation lag ihr am Herzen.
Bekannt wurde Friedländers Geschichte durch einen Dokumentarfilm und ihre Memoiren "Versuche, dein Leben zu machen" - das war die letzte Nachricht, die ihre Mutter ihr hinterließ. Sie bekam für ihren Einsatz viele Preise und viel Anerkennung, bis hin zum Besuch von US-Präsident Joe Biden, bei dem sie im Schloss Bellevue mit dabei war.
"Hass ist mir fremd"
Friedländer wurde 1921 in eine jüdische Familie geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sie selbst konnte dank vieler Helfer zunächst untertauchen, wurde dann aber gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte, so wie ihr späterer Mann, mit dem sie schließlich nach Amerika ging.
Aus Friedländers direkter Familie überlebte niemand außer ihr den Holocaust. Dennoch zog sie mit fast 88, nach dem Tod ihres Mannes, wieder zurück in ihre Heimat, nach Berlin. In das Land der Täter. "Hass ist mir fremd", sagte sie einmal.
Sie bekam in ihrer alten Heimat viel Anerkennung - eine liebenswerte, rüstige alte Dame, die so eindrucksvoll erzählen konnte. Ein Preis für Schüler-Projekte zum Holocaust und zur heutigen Erinnerungskultur trägt ihren Namen. Im Juni 2018 - mit 96 Jahren - wurde sie Berliner Ehrenbürgerin, zu ihrem 100. Geburtstag erschienen ein Interviewbuch und ein Bildband.
Im Herbst 2023 widmete das ZDF ihr ein Dokudrama. Das war 85 Jahre nach der Pogrom-Nacht von 1938. Noch im Alter von 102 Jahren war sie zu Gast bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im April 2025 trat sie als Festrednerin beim Bundespresseball am Brandenburger Tor auf.
Friedländer sprach vor Schülern und bei offiziellen Gedenkfeiern, darunter noch mit 100 Jahren im EU-Parlament in Brüssel. 2011 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Eine ihrer Botschaften war: "Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen."
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