Arme Menschen haben in den vergangenen Jahren laut einer Erhebung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zufolge an Kaufkraft verloren. Das mittlere Einkommen von Menschen unterhalb der Armutsgrenze habe im Jahr 2020 preisbereinigt bei 981 Euro im Monat gelegen, 2024 seien es preisbereinigt nur noch 921 Euro gewesen, heißt es im neuen Armutsbericht des Verbands, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.
Für die Berechnung wurden die Einkommen mit der Preisentwicklung seit 2020 abgeglichen, um abzubilden, „dass man sich in 2024 für einen Euro weniger kaufen kann als noch in 2020“, wie es im Bericht heißt. Demnach war der Effekt im Jahr 2023 besonders stark ausgeprägt: Damals habe das preisbereinigte mittlere Einkommen armer Menschen bei nur 883 Euro monatlich gelegen. Das bedeutete einen Rückgang um rund zehn Prozent binnen drei Jahren. Nominal lag das mittlere Einkommen armer Menschen 2023 bei 1.031 Euro und 2024 bei 1.099 Euro.
„Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Joachim Rock. „Die neue Bundesregierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung jetzt ganz oben auf die Agenda setzen.“
In Bremen jeder Vierte vor Armut betroffen
Der Anteil der Armutsbetroffenen an der Gesamtbevölkerung nahm den Daten zufolge zuletzt zu: Während es ab 2020 zunächst einen Rückgang gegeben habe, sei die Quote im vergangenen Jahr gestiegen auf 15,5 Prozent. Damit seien rund 13 Millionen Menschen von Einkommensarmut betroffen. Frauen sind den Angaben zufolge rechnerisch häufiger arm als Männer, auch junge Erwachsene und Menschen über 65 sind stärker betroffen als der Durchschnitt.
Unter diesen besonders stark von Armut betroffenen Menschen seien auch 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige, erklärte der Verband. Nötig seien deshalb bessere Erwerbseinkommen. Handlungsbedarf gebe es auch in anderen Bereichen. Dazu gehörten die Bekämpfung der Wohn- und Familienarmut, die Stärkung der Rentenversicherung sowie der Ausbau staatlicher Grundsicherung.
Im Vergleich der Bundesländer gibt es dem Bericht zufolge große Unterschiede. In Bayern ist demnach nur etwa jeder achte Mensch von Armut betroffen (11,8 Prozent), in Sachsen-Anhalt mehr als jeder fünfte (22,3 Prozent) und in Bremen jeder vierte (25,9 Prozent). Nordrhein-Westfalen liegt mit 17,4 Prozent an von Armut betroffenen Menschen im Mittelfeld.
Als arm werden Menschen eingestuft, die in einem Haushalt leben, der weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens aller Haushalte in Deutschland zur Verfügung hat. Im Jahr 2024 lag die Grenze bei 1.381 Euro im Monat für einen alleinlebenden Menschen. Zum Einkommen gehören dabei unter anderem Löhne, Wohngeld, Kindergeld und andere Sozialleistungen. Die vom Paritätischen ausgewerteten Grunddaten stammen vom Statistischen Bundesamt.
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