Ausgerechnet dem von ihm geschmähten "Atlantic" gibt US-Präsident Trump ein Interview. Dabei prahlt er nicht nur mit seiner Politik. Er äußert sich auch über "all diese korrupten Typen", die ihn einst umgeben hätten.
Trotz des politischen Aufruhrs bei Verbündeten und des von ihm verursachten wirtschaftlichen Chaos weltweit hat US-Präsident Donald Trump die ersten 100 Tage seiner zweiten Amtszeit als vollen Erfolg gelobt. In seiner zweiten Amtszeit regiere er "das Land und die ganze Welt", sagte Trump in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem US-Magazin "The Atlantic". Er habe "viel Spaß" seit seinem Amtsantritt im Januar.
"Beim ersten Mal hatte ich zwei Dinge zu tun: das Land zu regieren und zu überleben", sagte Trump mit Blick auf seine erste Amtszeit von 2017 bis 2021. Damals sei er von "all diesen korrupten Typen" umgeben gewesen. Damit bezog er sich offenbar auf Berater und Kabinettsmitglieder, die sich in seinen Augen als inkompetent oder illoyal herausstellten. Wen genau er meinte, ließ Trump allerdings offen.
Dass Trump dem "Atlantic" ein Interview gab, stieß auch in der Redaktion auf Überraschung - immerhin war es Chefredakteur Jeffrey Goldberg gewesen, der einen heiklen Signal-Gruppenchat publik gemacht und damit die Regierung in Erklärungsnot gebracht hatte. Goldberg war versehentlich vom Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz in die Gruppe mit Verteidigungsminister Pete Hegseth und anderen Kabinettsmitgliedern geholt worden. Dabei ging es um Angriffspläne auf die proiranische Huthi-Miliz im Jemen.
Nach der Veröffentlichung der Inhalte beschimpfte Trump Goldberg als "Widerling" und verunglimpfte wiederholt das Magazin. Vor dem nun veröffentlichten Interview erklärte er, er mache das aus Neugier, und um zu sehen, ob das Magazin auch die Wahrheit berichten könne.
Trump über Hegseth: "Er wird es hinkriegen"
Inhaltlich fiel das Gespräch wenig spektakulär aus. Auf Nachfrage zu den Unruhen im Pentagon, wo Verteidigungsminister Hegseth wegen der Signal-Affäre und des Abgangs zahlreicher enger Mitarbeiter unter Druck steht, entgegnete Trump: "Ich hatte ein Gespräch mit ihm." Die Unterredung sei positiv gewesen. "Ich glaube, er wird es hinkriegen."
Über die Opposition habe sich Trump in dem Interview fast schon mitleidig geäußert, schrieben die Autoren. Die Demokraten hätten ihr Selbstvertrauen verloren und keinen Anführer. "Ich kann Ihnen nicht sagen, wer ihr Chef ist. Ich kann Ihnen nicht sagen, dass ich jemanden am Horizont sehe."
In seiner zweiten Amtszeit umgibt sich Trump ausschließlich mit loyalen Gefolgsleuten. Dabei weitet er die Grenzen seiner präsidialen Macht aus und hat bereits mehr als 140 Dekrete unterzeichnet. Viele Vorhaben wurden von der Justiz blockiert. Trumps Regierung ist in den ersten 100 Tagen bereits mit fast 190 verschiedenen Klagen konfrontiert. Hier geht es etwa um die geplante Abschaffung des Geburtsrechts auf die US-Staatsbürgerschaft oder die drastischen Kürzungen im Staatsapparat.
Mit seiner wechselhaften Zoll- und Außenpolitik hat Trump zudem die Weltwirtschaft in Unsicherheit gestürzt und die Nato-Verbündeten brüskiert. Seine Vermittlungsbemühungen im Ukraine-Krieg führten bislang nicht zur Beendigung des russischen Angriffskriegs.
Trumps Umfragewerte sinken
Trotz des zur Schau getragenen Selbstbewusstseins hat Trump mit sinkenden Umfragewerten zu kämpfen. Laut einer am Sonntag von der "Washington Post" und dem Sender ABC News veröffentlichten Erhebung sind nur 39 Prozent der US-Bürger zufrieden mit dem Republikaner. Damit schneidet er deutlich schlechter ab als seine Vorgänger Joe Biden, Barack Obama und George W. Bush. Mit Ausnahme von Bill Clinton und nun Trump hatten nach Angaben des Pew Research Center alle US-Präsidenten nach 100 Tagen im Amt Zustimmungswerte von mehr als 50 Prozent.
Trump reagierte in gewohnter Manier auf die ernüchternden Zahlen: Die Umfragen seien "Fake News", schrieb er am Montag in seinem Onlinedienst Truth Social. "Uns geht es großartig, besser als je zuvor."
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