Der Ökonom und Wirtschaftsweise Achim Truger hat die Debatten über Finanzierungsprobleme bei der gesetzlichen Rente als maßlos übertrieben und Gift für die Konjunktur bezeichnet. „Dass sich junge Menschen sorgen, ist das Resultat von massiven Kampagnen, die behaupten, die Rente stehe kurz vor dem Kollaps und alles sei katastrophal. Das ist nicht der Fall“, sagte Truger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Allerdings rechnet auch er mit einem Anstieg der Beiträge.
Die gesetzliche Rente werde aber die wichtigste Säule bei der Altersvorsorge bleiben, betonte er. „Sie so schlechtzureden, führt zu Verunsicherung und ist damit übrigens auch Gift für die Konjunktur.“ Richtig sei, dass es durch den demografischen Wandel mehr Alte und weniger Junge gebe. „Die ganze Debatte um die Rente halte ich aber für komplett übertrieben.“
Zwar rechne er mit einem Anstieg der Beiträge, doch es gebe noch viele Stellschrauben, um das System zu stabilisieren, sagte Truger. Als Beispiel nannte er etwa die Einbeziehung von Selbstständigen, die bisher nicht abgesichert sind. Der Idee, das Renteneintrittsalter an die Anzahl der Beitragsjahre zu koppeln, kann der Ökonom zwar etwas abgewinnen. Er warnte zugleich: „Aber daran stört mich, dass Frauen stark belastet würden, weil sie meist größere Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie haben.“
Stimmen aus Politik und Wirtschaft hatten in den vergangenen Wochen das derzeitige Rentensystem scharf kritisiert. Die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer, warnte vor einem „Kollaps“ bei ausbleibenden Reformen.
Auch der Vorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, sprach von einem „Ablaufdatum“ im Jahre 2029, bei dem das Rentensystem kollabiere.
Ähnlich äußerte sich Investor und Unternehmer Christian Miele gegenüber WELT: „Dieses System kollabiert, das ist einfache Mathematik. Es gibt nicht ausreichend viele junge Leute hier, die in einer alternden Gesellschaft dieses Umverteilungssystem stabilisieren können.“
Unterdessen hält laut einer Civey-Umfrage eine große Mehrheit der Bevölkerung eine grundlegende Rentenreform für nötig. 82 Prozent sprachen sich dafür aus, 9 Prozent verneinen dies, weitere 9 Prozent zeigten sich unentschieden. Nur 20 Prozent trauten jedoch der schwarz-roten Bundesregierung zu, so eine Reform auf den Weg zu bringen.
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