Russland wirft der Ukraine einen Angriff auf die Residenz von Präsident Wladimir Putin vor. Die ukrainische Führung weist dies als „Lüge“ zurück, die Moskau eine Fortsetzung des Krieges in der Ukraine ermöglichen solle. Was ist dran an den Vorwürfen?
Was wirft Russland der Ukraine vor?
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Ukraine am Montag beschuldigt, in der Nacht eine Präsidentenresidenz in der Region Nowgorod mit 91 Langstrecken-Angriffsdrohnen attackiert zu haben. Niemand sei verletzt worden, sagte er und kündigte zugleich Vergeltung an.
Moskau werde die Gespräche zur Beendigung des Krieges zwar nicht abbrechen. Seine Verhandlungsposition werde nach dem Angriff, den er als „Staatsterrorismus“ bezeichnete, jedoch überprüft. Lawrow legte für die Anschuldigung keine Beweise vor. Russland habe bereits Ziele in der Ukraine identifiziert, sagte er.
Was sagt die Ukraine?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Anschuldigungen als „eine weitere Runde von Lügen“ zurück. Deren Ziel sei es, zusätzliche Angriffe auf die Ukraine zu rechtfertigen und den Krieg zu verlängern. „Diese Geschichte über den angeblichen ‚Angriff auf die Residenz‘ ist eine komplette Erfindung“, sagte er.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, Russland für seine Behauptungen zu verurteilen: „Fast ein Tag ist vergangen und Russland hat immer noch keine plausiblen Beweise für seine Anschuldigungen (...) vorgelegt. Und das werden sie auch nicht. Denn es gibt keine. Einen solchen Angriff hat es nicht gegeben.“
Wo befindet sich die Residenz?
Die Waldai-Residenz, auch bekannt als „Uschin“ oder „Dolgije Borody“, ist ein schwer bewachter Komplex am Ufer des Waldai-Sees, etwa 360 Kilometer nördlich von Moskau.
Wo war Putin zum Zeitpunkt des angeblichen Angriffs?
Es ist unklar, wo sich Putin zum genannten Zeitpunkt aufhielt. Er hatte jedoch am Samstag und Montag Treffen im Kreml. Putin hat sich bisher nicht öffentlich zu der Situation geäußert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Dienstag, dass solche Details angesichts der jüngsten Ereignisse nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten.
Was sagte Trump?
Putin informierte Trump noch am Montag über den Vorfall. „Das gefällt mir nicht. Das ist nicht gut“, sagte Trump vor Reportern. „Es ist eine Sache, offensiv zu sein. Es ist eine andere Sache, sein Haus anzugreifen. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas. Und ich habe es heute von Präsident Putin erfahren. Ich war sehr wütend darüber.“
Wo waren die Drohnen?
Nach Lawrows Erklärung teilte das russische Verteidigungsministerium mit, 91 Drohnen seien auf dem Weg zur Präsidentenresidenz abgeschossen worden. Darunter seien 49 über der Region Brjansk, die 450 Kilometer von Waldai entfernt ist, eine über der Region Smolensk und 41 über der waldreichen Region Nowgorod gewesen. In seinen früheren Berichten über Militäraktionen hatte das Ministerium keinen Angriff auf die Residenz erwähnt.
Hat Russland die Ukraine schon einmal ähnlicher Attacken beschuldigt?
Russland warf der Ukraine 2023 vor, den Kreml mit Drohnen angegriffen zu haben, um Putin zu ermorden. Die Ukraine bestritt jede Beteiligung. Die Zeitung „New York Times“ berichtete später, dass US-Geheimdienste die ukrainischen Sicherheitsdienste hinter dem Angriff vermuteten. Es sei jedoch unklar gewesen, ob Selenskyj oder seine obersten Beamten von der Operation wussten.
Welche Auswirkungen wird der Vorfall haben?
Russland kündigte Vergeltung an. Zudem soll die Position bei den Friedensgesprächen überprüft werden. Von einem Abbruch der Verhandlungen war nicht die Rede. „Die diplomatische Konsequenz wird eine Verschärfung der Verhandlungsposition der Russischen Föderation sein“, sagte Kreml-Sprecher Peskow. Er sagte nicht, welche Ziele Russland angreifen könnte, aber das Militär wisse, wann und wie es zu reagieren habe.
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