Was er von Journalisten hält, die unangenehme Fragen stellen, daraus macht US-Präsident Donald Trump selten einen Hehl. Am Dienstag traf der Zorn des Republikaners eine Reporterin des US-Senders ABC News.

Mary Bruce, Chefkorrespondentin des Senders im Weißen Haus, gehörte zu den Reportern, die bei Trumps Empfang des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im Oval Office zugegen sein durften. Bruce nutzte die Gelegenheit, um Trump auf mögliche Interessenkonflikte anzusprechen: Sie fragte ihn, ob es angemessen sei, dass seine Familie während seiner Präsidentschaft Geschäfte in Saudi-Arabien mache.

Bevor Trump allerdings antworten konnte, richtete sie eine weitere Frage an den saudischen Kronprinzen. „Eure Königliche Hoheit, der US-Geheimdienst ist zu dem Schluss gekommen, dass Sie den brutalen Mord an einem Journalisten orchestriert haben. Die Familien der Opfer des 11. Septembers sind wütend, dass Sie hier im Oval Office sind. Warum sollten die Amerikaner Ihnen vertrauen? Und dasselbe gilt für Sie, Herr Präsident.“ Gemeint war der Journalist Jamal Khashoggi, ein Kritiker des saudischen Königshauses, der im Exil unter anderem für die „Washington Post“ schrieb. Im Oktober 2018 war Khashoggi für einen Termin im saudischen Konsulat in Istanbul, wo er Dokumente für seine Heirat abholen wollte. Er tauchte nie wieder auf.

Laut Erkenntnissen des US-Geheimdiensts CIA hat bin Salman die Tötung und anschließende Zerstückelung des Reporters gebilligt. Nachdem die Führung in Riad die Tat zunächst lange abgestritten hatte, gestand sie anschließend ein, dass der Journalist beim Versuch getötet worden sei, ihn in seine Heimat zurückzubringen. Eine Beteiligung bin Salmans wird indes weiter abgestritten.

„Viele Menschen mochten Khashoggi nicht“

Der Fall hatte lange für diplomatische Spannungen zwischen Riad und Washington sowie anderen westlichen Verbündeten gesorgt. Beim ersten Besuch des saudischen Kronprinzen seit der Ermordung des Journalisten zeigte Trump keine großen Bedenken mehr. Stattdessen richtete sich seine Wut gegen die ABC-Journalistin. Nachdem Trump sie gefragt hatte, für wen sie arbeite, bezeichnete er zunächst ihren Arbeitgeber, den Sender ABC, als „Fake News“, und verteidigte schließlich die Geschäfte seiner Familie in Saudi-Arabien.

Mohammed bin Salman antwortete auf die Frage der Journalistin, Khashoggis Tod sei schmerzhaft und „ein großer Fehler“ gewesen. Trump wiederum kritisierte Bruce dafür, dass sie dem Prinzen eine „schreckliche, unverschämte und einfach nur furchtbare Frage“ gestellt habe – und sprang bin Salman zur Seite. Dieser habe nichts von dem Mord an Khashoggi gewusst, so Trump. „Es sind Dinge geschehen, aber er wusste nichts davon, und wir können es dabei belassen“, so Trump, der damit den Erkenntnissen seiner eigenen Geheimdienste über die Mitverantwortung des Kronprinzen an der Ermordung Khashoggis widersprach. „Viele Menschen mochten Khashoggi nicht“, sagte Trump lapidar. Der Journalist sei „extrem umstritten“ gewesen.

Doch auch die dritte Frage der Reporterin missfiel Trump. Bruce wollte wissen, warum das Weiße Haus auf Maßnahmen des Kongresses warte, um weitere Details über die Korrespondenz des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein zu veröffentlichen. „Warum tun Sie das nicht einfach jetzt?“, fragte Bruce. „Es ist nicht die Frage, die mich stört“, erwiderte Trump. „Es ist Ihre Einstellung. Ich finde, Sie sind eine schreckliche Reporterin. Es ist die Art, wie Sie diese Fragen stellen.“

Drohung mit Lizenzentzug

Schließlich wurde Trump grundsätzlich und warf Bruce vor, „die Leute werden ihre Täuschung durchschauen“. „Ich finde, ABC sollte die Lizenz entzogen werden, weil Ihre Nachrichten so falsch und unrichtig sind“, sagte Trump. „Und wir haben einen großartigen (FCC-)Kommissar, den Vorsitzenden, der sich darum kümmern sollte, denn wenn Sie ankommen und zu 97 Prozent negativ gegenüber Trump eingestellt sind … und dann gewinnt Trump die Wahl mit einem Erdrutschsieg, bedeutet das natürlich, dass Ihre Nachrichten nicht glaubwürdig sind. Und Sie sind als Reporter nicht glaubwürdig.“ Der FCC-Vorsitzende Brendan Carr leitet die für die Lizenzierung lokaler Rundfunkstationen zuständige Bundesbehörde.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump US-Sendern mit entsprechenden Maßnahmen droht. Im September hatte der Präsident nach Kritik des Comedians Jimmy Kimmel in dessen Late-Night-Show bei ABC angedeutet, dass Fernsehsender, die zu kritisch über ihn berichten, mit einer Überprüfung ihrer Lizenzen rechnen müssen.

ABC News äußerte sich am Dienstag nicht zu Trumps Aussagen. Der US-Präsident sieht sich aber auch in einem anderen Fall mit Kritik konfrontiert. Vor Journalisten hatte er am Freitag in der Präsidentenmaschine „Air Force One“ eine Reporterin kritisiert, die Fragen zu den Epstein-Akten gestellt hatte.

Catherine Lucey, die Korrespondentin von Bloomberg im Weißen Haus, hatte Trump – vor der Abstimmung im US-Repräsentantenhaus – gefragt, warum Trump sich so verhalte, „wenn in den Akten nichts Belastendes steht“. Daraufhin zeigte Trump auf sie und sagte: „Sei still. Sei still, du Schweinchen.“ Mehrere Journalisten bestätigten den Vorfall. „Ekelhaft und völlig inakzeptabel“, schrieb CNN-Moderator Jake Tapper auf X und teilte einen Clip des Vorfalls. Die ehemalige Fox-News-Moderatorin Gretchen Carlson nannte die Äußerung „ekelhaft und erniedrigend“.

„Unsere Journalisten im Weißen Haus leisten einen wichtigen öffentlichen Dienst, indem sie ohne Furcht oder Bevorzugung Fragen stellen“, erklärte Bloomberg News am Dienstag. „Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, über Themen von öffentlichem Interesse fair und genau zu berichten.“

Die US-Regierung hat in einigen Fällen bereits den Zugang von Journalisten eingeschränkt. Zuletzt wurde der Zugang für Reporter zu den Büros von Pressesprecherin Karoline Leavitt und anderen hochrangigen Mitarbeitern limitiert. Zur Begründung wurde der Schutz sensibler Informationen angeführt. Anfang Oktober hatte das US-Verteidigungsministerium ebenfalls Beschränkungen eingeführt. Das Pentagon verlangt von Nachrichtenorganisationen die Unterzeichnung einer neuen Richtlinie, andernfalls droht der Verlust der Akkreditierung und der Arbeitsplätze im Ministerium. Die US-Regierung hat zudem die Nachrichtenagenturen Reuters, Associated Press und Bloomberg News aus dem ständigen „Reporter-Pool“ entfernt, der den Präsidenten begleitet.

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