Die landesweiten Demonstrationen waren bunt, sie waren friedlich, aber in der Sache waren sie hart und unmissverständlich. Die Menschen werfen US-Präsident Donald Trump vor, die USA mit seinem Regierungsstil wie ein König führen zu wollen und die Demokratie damit zu bedrohen. „No Kings“ (Keine Könige) lautete deshalb auch das Motto. Es war die zweite Demonstration dieser Art. Diesmal kamen zwei Millionen mehr.
Die größten Demonstrationen fanden in New York, Chicago, San Francisco, Los Angeles und New Orleans statt – aber auch in kleineren Städten versammelten sich die Bürger, entweder am Rand von Verkehrsstraßen oder vor Rathäusern, um ihren Protest gegen Trump zum Ausdruck zu bringen.
Auf Transparenten wurde der Präsident als Verkörperung des sowjetischen Diktators Josef Stalin, als Königin von England oder als Sonnenkönig Ludwig XIV. dargestellt. Meist wurde er zum Rücktritt aufgefordert. Andere Teilnehmer forderten die Abschaffung der Einwanderungspolizei ICE, die seit Monaten auf Trumps Anweisung hart gegen irreguläre Einwanderer vorgeht.
Führende Politiker der Republikaner übten scharfe Kritik an den Protestierenden. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sprach vor Journalisten von einer „Amerika-Hass-Kundgebung“. Die Organisatoren der Demonstrationen brächten „Marxisten, Sozialisten, Antifa-Befürworter, Anarchisten und den pro-Hamas-Flügel der linksradikalen Demokratischen Partei zusammen“, sagte Johnson. Trump selbst äußerte sich für seine Verhältnisse sehr zurückhaltend zu den Protesten. Im TV-Sender „Fox News“ sagte er lediglich: „Ich bin kein König.“
Bereits am 14. Juni hatten in mehreren US-Städten Hunderttausende unter dem Motto „No Kings“ gegen Trump demonstriert. Anlass war damals eine Militärparade in Washington zum 250-jährigen Bestehen der US-Armee, die Trump sich gewünscht hatte und die mit seinem 79. Geburtstag zusammenfiel. Jetzt scheint aus den Protesten von damals eine Massenbewegung zu werden. „Der Präsident glaubt, seine Macht sei absolut“, heißt es auf der Website der Veranstaltung: „Aber in Amerika haben wir keine Könige.“
Bis zum Abend verliefen die Proteste friedlich, an der Ostküste sind sie bereits vorbei. Der Sender CNN meldete einen Vorfall im Bundesstaat South Carolina, bei dem eine Frau mit gezogener Waffe an einem Protest vorbeigefahren sein soll – sie wurde festgenommen. Trump hatte seine Anhänger vor den Demonstrierenden gewarnt, sie seien gewaltbereit und gefährlich. Die Demokraten werfen dem Präsidenten vor, gezielt Eskalation zu befeuern. Auch, um den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende normalisieren zu können. Mehrere demokratisch regierte Städte und Bundesstaaten gehen juristisch gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden vor.
New York kostümierten sich die Demonstranten
In New York City gab es an mehreren Orten Proteste; laut Polizei nahmen insgesamt mehr als 100.000 Menschen friedlich teil. Eine Protest-Ordnerin am Times Square sagte, die Menge habe die Straße gen Süden bis zum Union Square gefüllt – also über mehrere Kilometer. Teilnehmer äußerten Sorge um den Zustand der US-Demokratie. „Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus“, sagte etwa eine junge Frau namens Meg. Die 93-jährige Stephanie erklärte, sie habe schon gegen den Vietnamkrieg protestiert und viele Präsidenten erlebt, „aber dieser ist so schlimm, dass wir etwas tun müssen“.
Der Künstler Michael sagte, die Mächtigen in den USA – weiße Männer – brächten absichtlich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Sexualität gegeneinander auf, um ihre eigene politische Macht zu erhalten. Auffällig waren in New York bunte, aufblasbare Kostüme. „Ich will das Narrativ widerlegen, dass wir gefährlich oder gewalttätig sind“, sagte Michelle, die als Hase verkleidet war. „Wir verteidigen unser Land mit Freude.“
In Pittsburgh sangen sie ein Lied für Kinder
In Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania versammelten sich Tausende Menschen im Stadtzentrum. Teilnehmende stimmten das Lied „Won’t You Be My Neighbor?“ von Fred Rogers an – bekannt aus einer Kindersendung, die in Pittsburgh produziert wurde und Generationen prägte. Mit der Geste wollten sie ein Zeichen für Zusammenhalt und Gemeinschaft und gegen Angst und Gewalt setzen. Besonders im Hinblick auf die Rechte von Migranten, hieß es. Über der Menge wehten US-Flaggen, viele der Demonstrierenden waren als „Könige“ verkleidet, während die Veranstalter erklärten: „Nichts ist patriotischer als friedfertiger Dissens.“
Im Mittelpunkt standen in Pittsburgh zwei Themen: eine im September gescheiterte Initiative zur Verschärfung der Waffengesetze sowie die bevorstehende Kommunalwahl Anfang November. „Proteste allein reichen nicht – jetzt müssen Taten folgen: Wählen muss man“, sagte eine Teilnehmerin. Eine andere ergänzte: „Viele werden es hoffentlich begreifen, wenn sie es durch die steigenden Gesundheitskosten im eigenen Geldbeutel spüren.“ Während die Stadt selbst als demokratische Hochburg gilt, sind viele umliegende Bezirke fest in republikanischer Hand.
In Washington kamen viele gekündigte Beamte
In der US-Hauptstadt Washington, wo Tausende auf die Straße gingen, sind viele Bundesbedienstete wegen des teilweisen Regierungsstillstands (Shutdown) derzeit im Zwangsurlaub oder wurden schon zuvor im Zuge von Kürzungen entlassen. Der Sender CNN zitierte einen Demonstranten mit den Worten, er arbeite seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst – und die Trump-Regierung sei im Begriff, diesen zu zerstören.
Bethesda – „Wir brauchen keine royalen Dekrete“
Auch im wohlhabenden Umland der Hauptstadt versammelten sich zahlreiche Demonstrierende. In Bethesda im Bundesstaat Maryland standen sie mit Schildern, Wimpeln und Postern entlang der Connecticut Avenue. Autofahrer hupten zustimmend. Eine Frau in einem Hahnenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift „Wir brauchen keine royalen Dekrete“ - wohl als Anspielung auf die zahlreichen Anordnungen, mit denen Trump seine Politik durchsetzen will.
Boston – „Hände weg von unseren Nachbarn“
In Boston im Bundesstaat Massachusetts kamen zahlreiche Menschen im zentral gelegenen Boston Common Park zusammen. Auf Plakaten war zu lesen: „Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie“ oder „Hände weg von unseren Nachbarn“. Von einer Bühne rief jemand, „Wehre dich - No Kings“, worauf die Menge im Chor „No Kings“ zurückrief.
In Kalifornien kennen sie die Wichtigkeit der Migranten
An einer großen Straßenkreuzung in der kalifornischen Kleinstadt Truckee war der Protest mehrerer Tausend Menschen bunt, friedlich und wurde von lautem Hupen begleitet. Demonstrantin Glenna sagte über Trump, sie sei es leid, von ihm beschimpft zu werden: „Er entmenschlicht und stempelt uns als unamerikanisch ab“, fügte sie hinzu. „Wir müssen Migranten schützen.“ Ohne sie würde in einem Touristengebiet wie dem wenige Kilometer südlich gelegenen Lake Tahoe nichts funktionieren.
In Florida sorgt man sich um die Gesundheit
In Sarasota im Bundesstaat Florida war Jackie eine von zahlreichen Demonstrierenden. Die 33-Jährige nahm mit ihren beiden kleinen Kindern teil, beschrieb die Atmosphäre als „sehr positiv“. Sie wolle ihrer Tochter und ihrem Sohn beibringen, dass Proteste „ein normaler Teil des amerikanischen Lebens“ seien. Sie trete unter anderem für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ein, sagte sie – sie arbeite in diesem Bereich und sehe mit Sorge, dass in ihrem Bundesstaat die Impfpflicht an Schulen abgeschafft werde.
Sogar in Texas kamen Hunderte
In El Paso im Bundesstaat Texas versammelten sich laut Lokalmedien ebenfalls Hunderte Menschen. Auf einem Schild war über Trump zu lesen: „Der arme alte, verrückte König versteht nicht: Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung.“
Die Proteste werden landesweit von prominenten Demokraten wie Senator Bernie Sanders, der Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez und Ex-Außenministerin Hillary Clinton unterstützt. Ziel sei, ein Gefühl der kollektiven Identität unter jenen zu schaffen, die sich von der Regierung Trump verfolgt oder verunsichert fühlten, hieß es.
Auch außerhalb der USA gab es begleitende Demonstrationen: Einige Hundert Menschen versammelten sich vor der US-Botschaft in London, auch in Madrid und Barcelona gingen Menschen auf die Straßen.
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