Es ist eine weise Entscheidung des Osloer Komitees, das die Friedensnobelpreise vergibt. Es hält dem Druck stand, ihn an den US-Präsidenten zu verleihen. Zugleich fällt die Wahl auf eine Frau, die Interessen mit Donald Trump teilt - aber auch mutig für Demokratie kämpft.
Es ist keine Überraschung. Klar, bis zuletzt gab es Stimmen, die dem norwegischen Nobelkomitee zutrauten, den Friedensnobelpreis an Donald Trump zu vergeben. Doch letztlich geschah das, was voraussehbar war: Der US-Präsident ist leer ausgegangen. Doch die Wahl der venezolanischen Oppositionellen María Corina Machado ist klug. Sie ist kein Affront gegen Trump, sie kann sogar als versöhnliches Zeichen verstanden werden. Aber auch als unbedingtes Bekenntnis zur Demokratie.
Selten war die Vergabe des Preises so überschattet von einer Kampagne. Trump selbst und sein Umfeld haben diese immer wieder vorangetrieben. Der Präsident selbst behauptete fälschlicherweise, er habe in sieben Monaten sieben Kriege beendet. Doch Oslo hat einen kühlen Kopf bewahrt und sich den Anmaßungen nicht gebeugt.
"In der langen Geschichte des Friedensnobelpreises hat dieses Komitee meiner Meinung nach schon jede Art von Kampagne und Medienaufmerksamkeit erlebt", sagte der Komitee-Vorsitzende Watne Frydnes. Dieser Ausschuss tage in einem Raum, der mit den Porträts aller Preisträger geschmückt sei. "Dieser Raum strahlt Mut und Integrität aus", fügte er an. Die Entscheidung stütze sich "ausschließlich auf das Werk und den Willen von Alfred Nobel".
"Ungewöhnliches Beispiel für Zivilcourage"
Das sind deutliche Worte an den US-Präsidenten und jene, die seine Auszeichnung fordern. Doch gleichzeitig begeht das Nobelkomitee nicht den Fehler, Trump noch zusätzlich zu brüskieren. Vielmehr ist die Wahl auf eine Frau gefallen, die dasselbe Interesse wie Trump hat: den Sturz des venezolanischen Regimes.
Es wäre bedauerlich, wenn Machados Auszeichnung vom Wirbel um Trump geschmälert würde. Denn verdient hat die Oppositionsführerin den Nobelpreis. Das Komitee verleiht ihn ihr für den "unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf um einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie".
Machado, die ein Oppositionsbündnis geschmiedet hat, hätte ins Ausland gehen können, wie andere Regimegegner. Doch sie ist in Venezuela geblieben und muss sich derzeit verstecken, um der Verhaftung und Schlimmerem zu entgehen. Dieser Einsatz macht sie in ihrem Heimatland zur "La Libertadora", zur "Befreierin". Das Nobelkomitee spricht von "einem der ungewöhnlichsten Beispiele für Zivilcourage in Lateinamerika in der jüngsten Zeit".
Ihr Kampf gegen Venezuelas Präsidenten Hugo Chávez und nun gegen dessen Nachfolger Nicolás Maduro ist ganz im Sinne Trumps. Schon frühere US-Präsidenten gingen gegen das autoritäre Regime vor, das die Opposition brutal unterdrückt. Trump freilich hebt das auf eine neue Stufe: Zuletzt hat das US-Militär mehrfach venezolanische Boote attackiert, die angeblich Drogen schmuggeln. Schon geht in Caracas die Angst um, die USA könnten in dem Land intervenieren.
Seitenhieb gegen den US-Präsidenten
Das Nobelkomitee verschiebt den Fokus, der dank Trump bereits auf dem Konflikt liegt - auf das Innere Venezuelas, das mittlerweile nicht nur unter einer Wirtschafts-, sondern auch einer humanitären Krise leidet. Es geht nicht um angebliche Drogenboote, sondern um den Kampf um einen friedlichen Übergang zur Demokratie.
Der Preis wird verliehen in Zeiten, in denen die Demokratie von vielen Seiten unter Beschuss steht. Auch in den USA. Trump höhlt seit Beginn seiner zweiten Amtszeit den amerikanischen Staat aus. Er setzt das Militär in demokratisch regierten Städten ein, schwört die Generäle auf den Kampf gegen einen angeblichen "Feind im Innern" ein. Er diffamiert Bürger als Terroristen, zehrt Oppositionelle vor Gericht und attackiert ungehemmt das Rechtssystem.
Ein Schuft, der Parallelen sehen will zwischen Venezuela und dem Weg, den die USA derzeit beschreiten. Das Nobelkomitee aber setzt einen doppelten Akzent: für das Ende eines despotischen Regimes und für den Wert der Demokratie. Aber auch für Zivilcourage in schwierigen Zeiten. Denn Demokratie und Frieden hängen fest zusammen, sie bedingen einander.
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