Trotz globaler Bemühungen ist das UN-Ziel zur Hungerbekämpfung bis 2030 unerreichbar. Die Welthungerhilfe berichtet von einer Verdoppelung der Betroffenen im Jahr 2024, besonders in Krisengebieten. Gewalt, Klimawandel und Instabilität verschärfen die Lage.

Das von der UNO ausgelobte Ziel der Beseitigung des weltweiten Hungers bis 2030 ist nach Angaben der Deutschen Welthungerhilfe kaum noch erreichbar. Seit 2016 habe es bei der Bekämpfung des Hungers kaum Fortschritte gegeben, heißt es in dem vorgestellten Welthunger-Index (WHI) der Organisation. 2024 habe sich die Zahl der Menschen, die in Hungersnot leben, weltweit im Vergleich zum Vorjahr sogar verdoppelt.

Die Mehrheit der Betroffenen lebe im Gazastreifen und im Sudan, berichtete die Welthungerhilfe weiter. Im Sudan, wo laut UNO in mehreren Gebieten Hungersnot herrscht, seien zwischen Dezember 2024 und Mai 2025 "prognostiziert rund 24,6 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen" gewesen, erklärten die Leiter der Welthungerhilfe und der weiteren Herausgeber des Berichts, die Hilfsorganisation Concern Worldwide und das Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum.

Konflikte, Instabilität und Klimawandel

In Gaza herrsche "eine sich ausweitende Hungersnot, während chaotische und unzureichende Hilfslieferungen die Bevölkerung Hunger und Gewalt aussetzen", schrieben die Organisationen zudem. Fast ein Drittel der Bevölkerung - rund 641.000 Menschen - dürften in "hungersnotähnlichen Zuständen" leben.

Der maßgebliche Treiber für den Hunger weltweit seien gewaltsame Konflikte, wie sich besonders im Gazastreifen und im Bürgerkriegsland Sudan zeige. "Gewaltsame Konflikte lösten 2024 zwanzig Ernährungskrisen aus und trafen fast 140 Millionen Menschen", heißt es im WHI. Hinzu kämen wirtschaftliche Instabilität und der Klimawandel, der die Ernährungssicherheit zusätzlich bedrohe.

Die am schlimmsten vom Hunger betroffenen Weltregionen seien die afrikanischen Länder südlich der Sahara und Südasien. Die Welthungerhilfe stuft die Situation derzeit in folgenden sieben Ländern als "sehr ernst" ein: Burundi, Demokratische Republik Kongo, Haiti, Jemen, Madagaskar, Somalia und Südsudan. Für Burundi und den Jemen liegen demnach nur unvollständige Daten vor. Die Organisation geht davon aus, dass das tatsächliche Ausmaß des Hungers noch schlimmer sein könnte, als die verfügbaren Informationen zeigten.

Immer weniger Geld für humanitäre Hilfe

Die Welthungerhilfe nutzt für ihre Beurteilung nach eigenen Angaben unter anderem Daten der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, der Weltgesundheitsorganisation sowie des UN-Flüchtlingshilfswerks Unicef. Anhand dieser Werte werden demnach die vier Indikatoren Unterernährung, Wachstumsverzögerung und Auszehrung bei Kindern sowie Kindersterblichkeit berechnet, auf deren Basis wiederum der WHI-Wert eines Landes ermittelt wird. Den palästinensischen Gebieten ist im WHI kein spezifischer Wert zugeordnet.

Der Fortschritt im Kampf gegen den Hunger bleibt aus, gleichzeitig geben Staaten immer weniger Geld für humanitäre Hilfe und immer mehr für die Verteidigung aus, wie es in dem Bericht heißt. Die Autoren kritisieren in diesem Zusammenhang "eine Verschiebung der Prioritäten, die die weltweiten Anstrengungen gegen den Hunger schwächt". Sie fordern Geber wie die Europäische Union dazu auf, Kürzungen rückgängig zu machen und für eine transparente und nachvollziehbare humanitäre Finanzierung zu sorgen.

Zudem müssten klare Zuständigkeiten für den Kampf gegen den Hunger errichtet werden, fordert die Welthungerhilfe, etwa in Form von designierten Ämtern. Des Weiteren brauche es die Förderung einer nachhaltigen und klimaresilienten Landwirtschaft. Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen und zuständige Gremien müssten außerdem dafür sorgen, dass diejenigen, die Hunger bewusst als Kriegswaffe einsetzten, zur Rechenschaft gezogen werden.

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