Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat mit einer Äußerung zum Wahlrecht im Podcast „Absolute Mehrheit“ von Funk eine Debatte ausgelöst. Auf die Frage, ob er ein Höchstwahlalter befürworte, sagte Fratzscher: „Wenn Menschen in den ersten 18 Jahren nicht wählen dürfen, dann sollten sie in den letzten 18 Jahren ihres Lebens auch nicht wählen dürfen.“

Der Ökonom sprach in dem Format über ein Ungleichgewicht zwischen den Generationen. Entscheidungen der Politik, so Fratzscher, fielen häufig zugunsten älterer Menschen aus, während Jüngere die Folgen etwa bei Klima, Finanzen und Sozialpolitik stärker tragen müssten.

Fratzscher äußerte zudem weitere Vorschläge zur Generationengerechtigkeit. So sprach er sich gegen ein verpflichtendes soziales Jahr für junge Menschen aus, regte aber an, dass Rentner nach dem Berufsausstieg ein Jahr lang gesellschaftliche Aufgaben übernehmen könnten – etwa in sozialen Einrichtungen oder im Verteidigungsbereich. Auch ein erleichterter Wohnungstausch zwischen den Generationen sei denkbar, um Wohnraum effizienter zu nutzen.

Nachdem Ausschnitte des Podcasts am Montag auf Social-Media-Kanälen veröffentlicht wurden, folgten teils hitzige Reaktionen. Mehrere Medien berichteten über Fratzschers Aussagen. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kommentierte auf X: „Wenn das jemand aus einer ‚bildungsfernen Schicht‘ sagen würde (was aber eher unwahrscheinlich ist), gäbe es vielleicht eine Erklärung. Aber das sagt ein ‚Politikberater, Professor für Makroökonomie‘ und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.“

Aiwanger ergänzte, Fratzscher könne in seinem Institut womöglich „auch die Vorhersage des Lebensendes erforschen“.

Fratzscher bezog am Dienstag selbst Stellung. Auf X schrieb er: „Offensichtlich muss man #Humor explizit kennzeichnen: dass Menschen in ihren (statisch) letzten 18 Lebensjahren nicht mehr wählen dürfen ist Humor. Und es ist nicht mein ‚Vorschlag‘, sondern der von ‚Die Partei‘ im Jahr 2019.“

Unter seinem Beitrag verlinkte er ein „Spiegel“-Interview mit Nico Semsrott aus dem Jahre 2019. Semsrott war zu dem Zeitpunkt Kandidat der Satirepartei für das EU-Parlament. Der „Spiegel“ sprach Semsrott damals auf einen Werbespot an, in dem dieser eine „Altersgrenze für Letztwähler“ gefordert haben soll. Auch Semsrott bestritt, das wirklich zu wollen: „Es ist schrecklich, wie viele Menschen das nicht verstehen. Wenn Humor ein weltweites Unternehmen wäre, wäre ich dafür, den Standort Deutschland zu schließen.“

Gegenüber der „Berliner Zeitung“ teilte das DIW mit, dass Fratzschers Äußerungen im Rahmen eines Sonderformats im Anschluss an die Podcast-Aufzeichnung gefallen waren, bei dem es um „so genannte Hot Takes zu teils kontroversen Vorschlägen“ ging. Auf diese zugespitzten Thesen seien sehr knappe Antworten ohne nähere Ausführungen gefolgt. „Marcel Fratzscher reagierte nur auf eine spaßhafte Anmoderation des Moderators. Die Reaktion von Herrn Fratzscher war der Situation geschuldet und ebenfalls spaßhaft gemeint. Wir bedauern das Missverständnis“.

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