Der gebürtige Hamburger Bernd Siggelkow hat 1995 eine erste Suppenküche in Berlin-Hellersdorf gegründet, als Anlaufstelle für emotional und körperlich vernachlässigte Kinder. Heute besuchen nach Angaben des christlichen Kinder- und Jugendhilfswerks „Die Arche“ bis zu 10.000 Kinder und Jugendliche die mittlerweile 34 Standorte in ganz Deutschland sowie in Polen und der Schweiz.
„Arche“-Gründer und Leiter Siggelkow will nun auch politisch mehr für Kinder und Jugendliche erreichen: Bei der nächsten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus (September 2026) wird er für die CDU in Marzahn-Mitte kandidieren. Der frühere Pastor hatte in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf Defizite der Migrationspolitik hingewiesen. Bei WELT TV sprach der 61-Jährige über Defizite bei Abschiebungen, in der Schul- und Integrationspolitik.
WELT: Herr Siggelkow, es gab jüngst einen erneuten Migrationsgipfel in München, veranstaltet und durchgeführt vom Bundesinnenminister Dobrindt. Wie schätzen Sie die Ergebnisse ein?
Bernd Siggelkow: Wir müssen mehr tun in der Migrationspolitik, gar keine Frage. Es leben viele Menschen in unserem Land, die eigentlich abgeschoben werden müssten. Wir haben ganz viele Gruppen, die über Schleuserbanden hierhergekommen sind, die den Sozialstaat sozusagen auslutschen. Und an den Außengrenzen muss natürlich weiterhin kontrolliert werden, damit nicht Menschen ins Land kommen, die den Sozialstaat ausnutzen wollen. Die Menschen aber, die wirklich flüchten – denen muss man eine Chance geben. Die einen können nicht gegen die anderen ausgespielt werden.
WELT: Blicken wir mal auf die Kinder und Jugendlichen. Was sind da für Ergebnisse erzielt worden?
Siggelkow: Ich glaube, das große Problem ist, dass es uns einfach nicht gelingt, die Infrastruktur für die Menschen herzustellen, die schon da sind. Deswegen haben wir natürlich auch immer mehr das, was wir leider erleben müssen: Hassprediger über TikTok etwa, die junge Menschen beeinflussen. Und wir haben auch immer mehr Politikverdruss. Viele haben das Gefühl, dass gerade Menschen, die schon seit vielen Jahren auf eine Wohnung warten, sie nicht bekommen, weil manche Wohnungen freigehalten werden. Und das versteht die Bevölkerung nicht. All das macht die Situation in unserem Land nicht einfacher. Und das geschieht vor dem Hintergrund, dass wir uns als ein Einwanderungsland bezeichnen, aber die Verantwortung für die, die da sind, eigentlich gar nicht richtig wahrnehmen.
WELT: Mit Blick auf Jugendliche fordern Sie ein Messerverbot für Jugendliche. Wieso ist denn das Problem der Messerkriminalität gerade bei den unter 18-Jährigen so groß?
Siggelkow: Einerseits haben wir immer mehr Gewalt unter Jugendlichen. Und das betrifft jetzt nicht nur die Migranten, sondern viele junge Menschen. Schauen Sie auf die Einschulungen in diesem Jahr. Viele Kinder können gar kein Deutsch, wenn sie in die Schule kommen. 30 Prozent der Erstklässler schaffen die erste Klasse nicht. Und das bringt natürlich eine Perspektivlosigkeit mit sich, die nicht einfach ist. Und dann haben wir natürlich auch viele Gruppen in unserem Land, für die in ihrem Land, in ihrem Herkunftsland, das Tragen von Messern zum Statussymbol gehört. Die tragen es (das Messer, d. Red.) einfach bei sich. Und wenn es dann irgendwo eskaliert, dann zieht man eben sein Messer. Dahinter wollen andere dann nicht zurückstehen. Die laufen dann natürlich auch bewaffnet herum, damit sie, wenn sie in eine Gefahrensituation kommen, sich „schützen“ können. Wir haben übrigens auch viele Mädchen in unserer Einrichtung, die abends nach Hause gehen und sagen: Ich muss mich schützen, weil ich Angst habe, auf der Straße überfallen zu werden.
WELT: Sie sagen aber auch, dass Messerverbotszonen wenig helfen. Was darüber hinaus müsste gegen Messerkriminalität getan werden?
Siggelkow: Wir brauchen auf der einen Seite viel mehr Prävention. Und auf der anderen Seite brauchen wir eine bessere Integration, auch durch Sprache. Wir müssen immer mehr Eltern auch die deutsche Sprache beibringen. Sprache ist auch Integration. Wir erleben in unserer Einrichtungen, dass immer mehr Eltern zu uns geschickt werden, damit wir sie in Deutsch unterrichten, weil unser Land offenbar gar nicht in der Lage ist, die ganzen geflüchteten Menschen in Deutsch zu unterrichten. Und wenn zu Hause kein Deutsch gesprochen wird und man nur in seiner Heimatsprache spricht, dann ist natürlich für die Kinder auch eine Herausforderung, in der Schule oder in ihrem Umkreis Deutsch zu sprechen. Wenn uns das aber gelingt, dann funktioniert auch Integration. Und daneben braucht es natürlich auch eine bessere Demokratieerziehung. Wir müssen den Menschen, die zu uns kommen, klar sagen, welche Regeln hier vorherrschen.
Hinweis: Dieses Transkript des Interviews bei WELT TV entstand mithilfe Künstlicher Intelligenz. Für bessere Lesbarkeit wurde das gesprochene Wort leicht abgeändert und gekürzt.
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