Über einer Bundeswehr-Einrichtung nahe dem Münchner Flughafen ist eine Drohne gesichtet worden. Das bestätigte eine Sprecherin des operativen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin. Zuerst hatte „Bild“ berichtet. Ob es einen Zusammenhang mit der Sichtung von Drohnen auf dem Flughafengelände gibt, sagte die Sprecherin nicht.
Die Sprecherin nannte unter Verweis auf Sicherheitsaspekte keine weiteren Details. Drohensichtungen hatten am Münchner Flughafen für erhebliche Störungen gesorgt, 3.000 Passagiere waren betroffen.
Die Bundeswehr nehme Drohnenüberflüge über militärische Liegenschaften sehr ernst. „Daher haben wir für unsere sicherheitsrelevanten Liegenschaften entsprechende Schutzkonzepte.“ Diese bezögen sich stets auf die Gegebenheiten vor Ort. Außerhalb der militärischen Liegenschaften seien die Polizeien der Länder für die Sicherheit zuständig.
Mehrere Menschen hatten nach Angaben der Bundespolizei am Donnerstagabend von einer Drohne in der Nähe des Münchner Flughafens berichtet. Später habe es auch Sichtungen über dem Flughafengelände gegeben. Der Flugverkehr wurde gesperrt, rund 3000 Passagiere waren davon betroffen. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen. Andere sollten in Hotels gebracht werden. Am frühen Morgen wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen.
Ein Sprecher der Bundespolizei sagte der Nachrichtenagentur AFP, trotz „umfangreicher Fahndungsmaßnahmen“ habe kein Verursacher identifiziert werden können. Das Gelände sei aus der Luft abgesucht worden, es habe jedoch nichts festgestellt werden können. Die Drohnenart war zunächst nicht bekannt. Auch war nicht klar, ob es sich um eine oder mehrere Drohnen handelte.
Bereits ab 22.15 Uhr durften am Donnerstag keine Maschinen mehr in München landen und wurden auf die Flughäfen Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg und Wien umgeleitet. Gegen 22.30 Uhr ließ die Deutsche Flugsicherung dann auch die Startbahnen schließen. Ein Passagier sagte, sein Flugzeug habe schon auf der Startbahn gestanden und sei dann zum Terminal zurückgerollt.
Aus Lärmschutzgründen gibt es für den Franz-Josef-Strauß-Flughafen ein Nachtflugverbot zwischen Mitternacht und 5 Uhr früh. Die Beamten der Landes- und Bundespolizei überwachten während der gesamten Nacht das Gelände. Am Morgen wurde nach Rücksprache mit der Polizei der Flugbetrieb wieder aufgenommen, das erste Flugzeug landete um 5.25 Uhr.
Söder bei WELT TV: „Kein Einzelfall“
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte die Sichtung von Drohnen in der Nähe des Flughafens in eine Reihe mit weiteren Drohnensichtungen in Europa. „Das war jetzt kein Einzelfall“, sagte Söder bei WELT TV. „Wir müssen einfach feststellen, dass wir mehr herausgefordert sind als je zuvor“, betonte Söder und fügte hinzu: „Wir sind nicht mehr ganz so im Frieden, wie wir waren.“
Der bayerische Ministerpräsident sprach sich für ein konsequenteres Vorgehen im Kampf gegen Drohnen aus. „Im Zweifelsfall abfangen und abschießen“, erklärte er. Die Ukraine könne aufgrund ihrer Erfahrungen im Abwehrkampf gegen Russland wertvolle Hilfestellung im Kampf gegen Drohnen leisten.
Söder betonte aber auch: „Wir leben nicht im Kriegszustand.“ Es gebe Bestrebungen, die offenbar dazu dienen sollten, Nervosität zu verursachen. „Wir sollten uns nicht nervös machen lassen“, sagte Söder. Ziel müsse es sein, so stark zu werden, dass niemand eine Herausforderung auch nur überlege.
Zuvor hatte Söder bereits in der „Bild“-Zeitung gefordert, Drohnen in künftigen Fällen abzuschießen. „Die Drohnenvorfälle zeigen den großen Druck. Ab jetzt muss gelten: abschießen statt Abwarten! Und zwar konsequent! Unsere Polizei muss Drohnen sofort abschießen können“, sagte Söder der „Bild“-Zeitung. In Anlehnung an den israelischen Raketenabwehrschirm forderte Söder: „Der Iron Dome für Deutschland muss kommen.“
Bayern arbeite dazu an einem Schnellgesetz, das am Dienstag im Ministerrat behandelt werden solle. „Auch der Bund muss schleunigst das Flugsicherheitsgesetz anpassen. Es geht nicht nur darum, Spionage zu verhindern. Unsere Infrastruktur muss jederzeit funktionsfähig bleiben. Wir brauchen Hoheit über unseren Luftraum.“
Bayerns Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) erläuterte, man wolle bei den Kompetenzen der Polizei nachsteuern. Damit soll ermöglicht werden, dass die bayerische Landespolizei im Zweifelsfall auch Drohnen abschießen dürfe: „Wir wollen die rechtlichen Möglichkeiten der bayerischen Polizei deutlich erweitern, damit sie sofort und effektiv gegen Drohnen vorgehen kann. Das bedeutet auch, dass die Polizei bei akuter Gefahr Drohnen sofort abschießen darf.“
Dobrindt: Drohnensichtung „weiterer Weckruf“
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hatte vor einigen Tagen von einer gestiegenen Gefahr für die Sicherheit in Deutschland gesprochen und den Aufbau eines neuen Drohnenabwehrzentrums angekündigt. Zur Bekämpfung der Drohnen soll nach seinen Plänen bald auch die Bundeswehr eingesetzt werden dürfen. Nun sagte der CSU-Politiker gegenüber „Bild“, die Drohnensichtungen über München seien „ein weiterer Weckruf“. Der Wettlauf „zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr wird immer härter“.
Auch Unionsfraktionschef Jens Spahn forderte den sofortigen Aufbau einer funktionierenden Drohnenabwehr. „Statt mit Kampfjets auf Drohnen zu schießen, benötigen wir ein verzahntes und agiles technologisches Ökosystem, mit dem wir sofort reaktionsfähig sind. Wir müssen schnellstmöglich eine funktionierende Drohnenabwehr aufbauen“, sagte der CDU-Politiker der Mediengruppe Bayern. Dies müsse jetzt und nicht erst in fünf Jahren geschehen.
Spahn schließt sich auch Außenminister Johann Wadephul an, der eine Wehrpflicht für Deutschland gefordert hatte: „Wenn die These des Verteidigungsministers stimmt, dass Putin 2029 Nato-Gebiet angreifen könnte, dann kann die gemeinsame Schlussfolgerung nur sein, dass wir beim Wehrdienst deutlich ambitionierter sein müssen. Also: Ja, da hat Jo Wadephul recht.“
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