Die israelische Marine hat eine Flotte von Schiffen mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen gestoppt, die 44 Motor- und Segelboote umfasst. Unter den rund hundert Aktivisten an Bord befand sich auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg.

Die Aktivisten-Gruppe schrieb in den sozialen Medien: „Es zeigt deutlich, zu welchen extremen Maßnahmen die Besatzer bereit sind, um sicherzustellen, dass Gaza ausgehungert und isoliert bleibt. Sie greifen sogar eine friedliche zivile Mission an, denn der Erfolg der humanitären Hilfe bedeutet das Scheitern ihrer Belagerung.“

Livestreams von den Booten lassen jedoch darauf schließen, dass nicht alle der 44 Schiffe geentert und evakuiert wurden. Auch ist deutlich zu sehen, wie friedlich die Festnahme der Aktivisten ablief. Greta Thunberg bekam von einem israelischen Soldaten zunächst Wasser gereicht, danach durfte sich in Ruhe ihre Jacke anziehen und ihren Hut aufsetzen. „Greta und ihre Freunde sind in Sicherheit und gesund“, hieß es in einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums. Die Livebilder zeigen, dass die Aktivisten in Schwimmwesten offenbar auf ein Entern ihrer Boote durch israelische Marinesoldaten warteten, doch das geschah nicht.

Die propalästinensische Flottille hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben auf knapp 80 Seemeilen dem Gazastreifen genähert. Sie war Ende August von Barcelona aus in See gestochen. Die Gruppe hatte gehofft, ihre Schiffe würden am Donnerstagmorgen in Gaza eintreffen. Nach eigener Darstellung wollen die Teilnehmer Hilfslieferungen für die Bevölkerung bringen. Und natürlich wollen sie damit auch gegen Israels militärisches Vorgehen in dem Küstenstreifen protestieren.

Die israelische Kriegsmarine habe die Flottille aufgefordert, ihren Kurs zu ändern. Ihre Hilfslieferungen könnten sie in Häfen außerhalb des Gazastreifens an Land bringen, sie würden dann in das palästinensische Küstengebiet weitertransportiert werden. „Die Flottille hat das abgelehnt, weil sie nicht an Hilfeleistung interessiert ist, sondern an Provokation“, hieß es in einer Stellungnahme des israelischen Außenministeriums.

Thiago Ávila, Sprecher der Flotte, begründete die Ablehnung des israelischen Angebotes. Er sagte, man werde humanitäre Hilfe nicht der Besatzungsmacht im Gazastreifen überlassen. Die Palästinenser hätten das Recht, ihre eigenen Grenzen zu kontrollieren. „Deshalb anerkennen wir euch nicht als legitimen Akteur, um humanitäre Hilfe zum palästinensischen Volk im Gazastreifen zu bringen“, teilte er über X mit. Die Seeblockade, die Israel vor dem Küstengebiet aufrechterhält, bezeichnete er als „völkerrechtswidrig“.

Während Israel das Boot mit Greta Thunberg an Bord als „Selfie-Yacht“ bezeichnete, wies die Schwedin diese Kritik zurück und sagte der BBC: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand sein Leben für einen Publicity-Stunt riskieren würde.“ Israel hatte im Juni und Juli bereits zwei Versuche von Aktivisten blockiert, Hilfsgüter per Schiff nach Gaza zu liefern.

Israel begründet seine Blockade-Haltung so: Man versuche zu verhindern, dass solche Lieferungen in die Hände der Hamas fallen. Israel und die USA unterstützen ein alternatives Nahrungsmittelverteilungssystem, die Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Eine von den Vereinten Nationen unterstützte Gruppe bestätigte im vergangenen Monat, dass in Gaza eine Hungersnot herrsche. Der UN-Chef für humanitäre Hilfe erklärte, dies sei die direkte Folge der „systematischen Behinderung“ der Zufuhr von Hilfsgütern in das Gebiet durch Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete dies als „glatte Lüge“.

Proteste in Rom – U-Bahnstation gesperrt

Nach dem Stopp der Gaza-Flottille kam es in Italien zu Protesten. Vor dem Hauptbahnhof der Hauptstadt Rom kamen am Abend Demonstranten zusammen. Die Zugänge zu dem Bahnhof wurden nach Behördenangaben vorsichtshalber gesperrt. Die U-Bahnstation wurde ebenfalls geschlossen.

Die Zeitung „La Repubblica“ berichtete, ein Zug von Demonstranten bewege sich in Richtung des Amtssitzes von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie werfen ihrer rechten Regierung vor, sich nicht solidarisch mit den Aktivisten der Gaza-Flottille zu zeigen. Einige skandierten, ihr klebe Blut an den Händen.

Simon Harris, Irlands stellvertretender Premierminister, sagte, sein Land erwarte, dass das Völkerrecht gewahrt werde und alle an Bord der Flottille in strikter Übereinstimmung damit behandelt würden.

Unterdessen verstärkt Israel seinen Angriff auf Gaza-Stadt. Verteidigungsminister Israel Katz richtete eine letzte Warnung an die Hunderttausenden Palästinenser in der Stadt, sich in Richtung Süden in Sicherheit zu bringen. Man werde aus Sicht Israels davon ausgehen müssemn, dass es sich bei den Verbliebenen um „Terroristen oder Terrorunterstützer“ handele.

Noch hat sich die Hamas nicht zu dem Friedensplan von US-Präsident Donald Trump geäußert. Arabische und türkische Vermittler drängen die Hamas zu einer positiven Reaktion, doch ein hochrangiger Hamas-Vertreter sagte laut BBC, die bewaffnete Gruppe werde diese wahrscheinlich ablehnen.

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