Im Mai werden Hensel und seine Tochter auf offener Straße antisemitisch beleidigt. Nun gibt er sein Amt nach vier Jahren zum Jahresende ab. "Der zeitliche Aufwand und die ständige Konfrontation mit Hass und persönlichen Angriffen sind im Rahmen eines Ehrenamts für mich nicht mehr tragbar", sagt er.
Hamburgs erster Antisemitismusbeauftragter, Stefan Hensel, gibt sein Amt nach vier Jahren auf. Das teilte der Hamburger Senat mit. Er werde bis zur Bestellung einer Nachfolge im Amt bleiben, längstens aber bis 31. Dezember.
"Der zeitliche Aufwand und die anhaltende Konfrontation mit Hass und persönlichen Übergriffen sind im Rahmen eines Ehrenamts für mich nicht mehr vereinbar. Zukünftig möchte ich mich den positiven Seiten jüdischen Lebens widmen", erklärte Hensel laut Mitteilung der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung. Erst im November 2024 hatte der rot-grüne Senat Hensel für eine zweite Amtszeit bestätigt.
Im Mai wurden Hensel und seine Tochter im Straßenverkehr judenfeindlich bedrängt. Ein 57-jähriger Angreifer soll ihn beschimpft und beim Weiterfahren genötigt haben, bis die Polizei eingriff. Hintergrund soll gewesen sein, dass Hensel im Auto ein hebräisches Lied spielte. Die Hamburger Landespolitik verurteilte die Tat.
Seit Juli 2021 im Amt
Der Hamburger Senat hatte Hensel im Juli 2021 zum Antisemitismusbeauftragten ernannt, um die Bekämpfung von Antisemitismus in der Stadt weiter zu stärken. In seiner Funktion war er laut Senat Ansprechperson für alle Hamburgerinnen und Hamburger, die sich mit Anliegen zum Thema Antisemitismus an ihn wandten. Darüber hinaus verantwortete er die Dunkelfeldstudie zum Antisemitismus in Hamburg und prägte maßgeblich die Landesstrategie zur Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus.
"Stefan Hensel hat die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Hamburg spürbar gestärkt", sagte Gleichstellungssenatorin Maryam Blumenthal. Für seinen engagierten Einsatz danke sie ihm sehr. Als erster Antisemitismusbeauftragter Hamburgs habe er diese wichtige Funktion nachhaltig geprägt. "Umso bedauerlicher ist es, dass ihn auch die zunehmende Konfrontation mit Hass und Hetze zu diesem Schritt veranlasst haben. Das macht deutlich, wie wichtig der Kampf gegen Antisemitismus bleibt", sagte die Senatorin.
Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit nannte Hensels Rücktritt einen schwerwiegenden Verlust für die Stadt. "Dass engagierten Menschen wie ihm, die sich für unsere Gesellschaft und unser Land einsetzen, Hass und Gewalt entgegenschlägt, ist nicht hinnehmbar." Antisemitische Botschaften richteten sich nicht nur gegen Jüdinnen und Juden, sondern gegen die Grundwerte der Gesellschaft. Wer versuche, die Grenzen des Sagbaren zu dehnen und Ausgrenzung und Hetze salonfähig zu machen, bereite den Boden für Täter, die danach handeln wollen.
Kampf gegen Antisemitismus weiter wichtig
Grünen-Fraktionschef Michael Gwosdz betonte die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus. "Wie wichtig und aktuell diese Aufgabe leider auch heute ist, zeigen neben den allgemeinen Zahlen auch die direkten Angriffe, die Hensel immer wieder erfahren musste." Dass diese völlig inakzeptablen Attacken mit zu seiner Rücktrittsentscheidung beigetragen hätten, "nehmen wir mit großem Bedauern auf".
CDU-Oppositionschef Dennis Thering forderte "eine konsequente, ressortübergreifende Strategie, die jüdisches Leben schützt und Antisemitismus entschieden bekämpft - im Alltag, in Schulen, im Netz und auf unseren Straßen". Gleichzeitig betonte er, Hensels Wirken als erster Antisemitismusbeauftragter bleibe für Hamburg von Bedeutung.
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