Mehr als ein Jahr vor der eigentlichen Veranstaltung zieht das Literaturhaus Klütz die Einladung des Publizisten Friedman zurück. Es beginnt ein Streit über die Gründe. Der Bürgermeister tritt von seinem Amt ab. Mehr als zwei Stunden diskutieren nun Hunderte Bürger der Stadt im Beisein Friedmans den Fall.
Nach der umstrittenen Ausladung Michel Friedmans von der Hannah-Arendt-Woche 2026 in Klütz haben Hunderte Menschen an einer Kundgebung und Diskussion mit dem Publizisten auf dem Markt der Kleinstadt in Nordwestmecklenburg teilgenommen. Die Polizei sprach 500 Menschen, die dem Aufruf gefolgt waren. Die Autorenvereinigung Pen Berlin hatte dazu eingeladen.
Michel Friedman machte dabei sein Unverständnis deutlich, dass sich ein Bürgermeister in die Programmplanung eines Literaturhauses einmische. "Die Zeiten sind doch vorbei, dachte ich", sagte er. Friedman war vom wissenschaftlichen Leiter des Literaturhauses, Oliver Hintz, zu einer Lesung ein- und später wieder ausgeladen worden - Hintz zufolge auf Druck von Bürgermeister Jürgen Mevius (Unabhängige Wählergemeinschaft UWG).
Friedman sagte, es habe ihn persönlich getroffen, dass geredet worden sei, er passe nicht hierher nach Klütz. "Ehrlich gesagt", sagte der 69-Jährige, "ich bin jetzt bei Ihnen und ich finde, wir passen alle sehr gut zueinander". An seinem Beispiel werde deutlich, worüber die Gesellschaft reden müsse, "nämlich dass die Freiheit der Kunst, die Freiheit der Meinung, nicht angetastet werden kann".
In der Diskussion auf dem Marktplatz meldeten sich zahlreiche Menschen mit teils kontroversen Meinungen zu Wort. Viele äußerten Unverständnis für die Ausladung, einer sprach eine Entschuldigung dafür aus. Viele machten deutlich, dass ihnen die Gründe nicht klar seien. Viele Teilnehmer der Kundgebung zeigten sich solidarisch mit Bürgermeister Mevius, der im Zuge der Affäre um die Friedman-Ausladung seinen Rücktritt zu Ende Oktober angekündigt hatte. Sie verwiesen auf seine Verdienste in mehr als 30 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in der Region.
Einige Kundgebungsteilnehmer äußerten die Auffassung, der Literaturhaus-Leiter hätte auf der Einladung Michel Friedmans bestehen müssen. Er habe kein Rückgrat gezeigt. Jetzt stehe Klütz in einer Ecke, in die man nicht gehöre. Die Stadt sei weltoffen, machten mehrere klar, die sich während der Veranstaltung auf dem Marktplatz zu Wort meldeten.
Am Ende fasste Pen-Berlin-Sprecherin Thea Dorn zusammen: "Danke Klütz, ich habe heute begriffen, wie Demokratie gehen kann!" Sie habe in ihrem gesamten Leben noch nicht erlebt, "dass ein paar Hundert Leute auf einem Markplatz stehen, fast zwei Stunden lang". Dass man bereit sei, miteinander zu diskutieren - "ja, dass es auch manchmal ruppiger im Ton wird, ja, dass man sich streitet, aber alles in allem hochzivilisiert miteinander umgeht". Man habe noch nicht die Lösung gefunden. Aber das gehöre zur Demokratie. "Aber Demokratie ist kein Lieferservice."
Am Uwe-Johnson-Literaturhaus war eine gelbe Stoffbahn angebracht worden, die Oliver Hintz sichtlich unangenehm war. Er interpretierte dies als Affront gegen das Jüdischsein Friedmans. Er habe dies nicht verhindern können. Bürgermeister Mevius, der nach eigenen Angaben zeitweise auch auf der Kundgebung war, jedoch nicht das Wort ergriff, sagte der dpa, er denke, das sei wohl eine Stoffbahn, die im Literaturhaus vorhanden gewesen sei. Die Bedeutung sei ihm nicht klar.
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