Es sei wichtig, dass sich „bis zum Sommer die Stimmung im Land“ verbessere, hatte Friedrich Merz im April angekündigt. Davon scheint jetzt – fünf Monate später – wenig gefruchtet zu haben.
Jüngsten Forsa-Daten zufolge hofft zwar eine große Mehrheit auf den viel beschworenen „Herbst der Reformen“ – allein ihr fehlt der Glaube. Nur 13 Prozent unterstellen der Bundesregierung eine grundsätzliche Reformbereitschaft.
Die skeptische Haltung der Deutschen bestätigt sich in der Studie „Zukunftsindex Deutschland“ des Schweizer Unternehmens „Media Tenor“, die WELT exklusiv vorliegt. Sie veranschaulicht das geringe Vertrauen in die hiesigen Institutionen.
Skeptisch blicken die Deutschen etwa auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Lediglich 31 Prozent vertrauen den Programmen von ARD, ZDF und Co., wie eine Befragung unter 3025 Personen ergab. Gerade die jüngste gemessene Gruppe der 16- bis 29-Jährigen verlässt sich kaum auf die Rundfunkanstalten (25 Prozent). Das größte Vertrauen genießt der ÖRR mit 34 Prozent unter den 45- bis 59-Jährigen.
Schaut man auf die Parteipräferenzen, tun sich eklatante Diskrepanzen auf. Während unter SPD- (49 Prozent), Unions- (40 Prozent) und Grünen-Wählern (38 Prozent) noch auf öffentlich-rechtliche Angebot vertrauen, liefern AfD-Unterstützer mit gerade einmal 15 Prozent den Tiefstwert.
Verheerend fällt das Vertrauen in die Institutionen aus. Mit 25 Prozent Zustimmung bauen der Umfrage zufolge mehr Menschen auf die Europäische Union als auf die schwarz-rote Bundesregierung (17 Prozent).
Bemerkenswert: Mit zunehmendem Alter zählen weniger Menschen auf die EU, bei der Bundesregierung ist es andersherum: Unter den 16- bis 29-Jährigen liegt das Vertrauen zur EU noch bei 29 Prozent. Bis zur höchsten Altersgruppe fällt der Wert auf 23 Prozent. Zur Bundesregierung haben 15 Prozent der 16- bis 29-Jährigen Vertrauen, bei der Altersgruppe 60+ sind es 19 Prozent.
Besonders schwach schneiden auch die Vertrauenswerte für die Gewerkschaften (19 Prozent), die Rentenversicherung (17 Prozent), die Arbeitgeberverbände (12 Prozent) oder die Kirchen (10 Prozent) ab, die alle unter der 20-Prozent-Marke liegen.
Relativ großes Vertrauen in Polizei und Justiz
Das größte Zutrauen haben die Deutschen noch zur Polizei. 46 Prozent vertrauen den Ordnungshütern. Je älter die Befragten waren, desto höher fiel der Wert aus. Während sich 16- bis 29-Jährige schwerer tun (37 Prozent), zeigen Menschen der Ü60-Gruppe mehrheitlich Vertrauen (51 Prozent).
Insbesondere Wähler von CDU und CSU setzen auf die Exekutivgewalt (62 Prozent). Linken- (28 Prozent) und AfD-Anhänger (26 Prozent) äußerten sich besonders skeptisch.
Gleich hinter der Polizei rangiert die Justiz. 40 Prozent der Befragten geben an, dieser zu vertrauen. Ähnlich wie bei den Angaben zur exekutiven Gewalt sind es erneut die Wähler der Union, die mit 57 Prozent den Spitzenwert liefern. Wer die Linke wählt, zeigt ein geringeres Vertrauen (29 Prozent) in das Rechtswesen. AfD-Wähler bilden erneut den Tiefstwert (21 Prozent).
Elf Prozent der Befragten gaben im Übrigen an, zu „keiner Institution Vertrauen“ zu haben.
Geringe Zuversicht in die Zukunftsfähigkeit
Ungeachtet des vergleichsweisen hohen Vertrauens in die Polizeiarbeit sieht nur eine Minderheit Deutschland in Fragen der inneren Sicherheit auf einem guten Weg. Lediglich 21 Prozent der Befragten prognostizieren eine positive Entwicklung. Zwischen den Geschlechtern gibt es nur geringfügige Abweichungen in ihren Einschätzungen. Auch bei Alter und Bildungsgrad ähneln sich die Werte.
Zugleich wird die innere Sicherheit damit von den zwölf abgefragten Politikfeldern noch am besten bewertet. Ein pessimistischeres Bild zeichnet sich etwa in der Migrationspolitik ab. 19 Prozent erkennen eine positive Entwicklung. Geordnet nach Parteipräferenz zeigen sich vor allem Unionswähler optimistisch (26 Prozent) und AfD-Wähler pessimistisch (14 Prozent) mit der hiesigen Zukunftsfähigkeit.
Für die Studie „Zukunftsindex Deutschland“ von „Media Tenor International“ wurden vom 1. bis zum 22. August 3025 Menschen ab einem Alter von 16 Jahren in ganz Deutschland befragt. Jeweils zur Hälfte wurden dabei repräsentative Telefon- und Online-Interviews durchgeführt. Das Institut „Media Tenor“ gibt den Gesamtindex „Vertrauen in Institutionen“ mit 25,3 an.
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