Der britische Premier Keir Starmer hat den Botschafter seines Landes in den USA entlassen. Er begründete den Schritt mit Verbindungen Peter Mandelsons zu dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der jahrelang systematisch Minderjährige missbraucht und sexuell ausbeutet hatte und 2019 in seiner Gefängniszelle tot aufgefunden wurde. Nach Angaben der US-Behörden beging Epstein Suizid.
Stephen Doughty, Staatsminister für Europa, Nordamerika und die britischen Überseegebiete, sagte am Donnerstag im britischen Unterhaus, die Entscheidung sei nach der Veröffentlichung von E-Mails gefallen, die Mandelson an Epstein geschickt habe. Diese zeugten davon, „dass sich Tiefe und Ausmaß von Peter Mandelsons Beziehung zu Jeffrey Epstein wesentlich von dem unterscheiden, was zum Zeitpunkt seiner Ernennung bekannt war“.
Am Mittwoch hatte die Zeitung „The Sun“ E-Mails des heute 71-jährigen Labour-Politikers an den US-Finanzier veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass Mandelson Epstein kurz vor einer Verurteilung zu 18 Monaten Gefängnis im Jahr 2008 aufgefordert hatte, „für eine vorzeitige Entlassung zu kämpfen“. Vor dem Haftantritt übermittelte Mandelson Epstein nach Angaben des Blattes die Nachricht: „Ich halte große Stücke auf Sie und bin hoffnungslos und wütend über das, was passiert ist.“
Ausmaß der Beziehung zu Epstein „tiefer als gedacht“
Das Ministerium teilte zu dem Thema mit: „In Anbetracht dessen und aus Rücksicht auf die Opfer der Straftaten Epsteins ist er mit sofortiger Wirkung als Botschafter abberufen.“
Der Skandal hatte sich seit Tagen zugespitzt. Auch andere britische Boulevardmedien wie die „Daily Mail“ hatten bereits seit Tagen E-Mails und auch Fotos veröffentlicht, die den langjährigen Labour-Politiker beispielsweise in privatem Kontakt mit Epstein zeigten, etwa im Jahr 2002 auf dessen Privatinsel.
Mandelson war zu Zeiten der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens mehrere Jahre lang EU-Handelskommissar. Dazu hatte er im Laufe seiner Karriere zahlreiche Ämter inne, ab 1998 etwa war er kurzzeitig britischer Handelsminister. Er gilt auch als der Architekt von „New Labour“, der erfolgreichen Neuerfindung der britischen Arbeiterpartei unter dem späteren Ministerpräsidenten Tony Blair, dessen Wahlkampfleiter er im Jahr 1997 war.
Mandelson, der den Botschafterposten Anfang des Jahres nach dem Wahlsieg der Labour Party im Juli 2024 übernahm, gab auf journalistische Nachfrage auch zu, Epstein gut zu kennen. Gegenüber der Zeitung „The Sun“ räumte er ein, seine Kommentare seien aus heutiger Sicht „sehr peinlich anzusehen und zu lesen“. Der 71-Jährige betonte, er habe „großes, tiefes Mitgefühl“ für Epsteins Opfer und sagte, seine Kommentare seien vor der Anklage gegen Epstein verfasst worden. Er habe keine Geschäftsbeziehung zu ihm gehabt.
Auch die Nachrichtenagentur Bloomberg hat nach eigenen Angaben Einsicht in über 100 bislang unveröffentlichte E-Mails zwischen Epstein und Mandelson aus den Jahren 2005 bis 2010. Am Mittwoch wurden Ausschnitte daraus publiziert.
Der Fall Epstein belastet aktuell auch US-Präsident Donald Trump, der zum Bekanntenkreis des in der Oberschicht bestens vernetzten Millionärs gehörte.
Die Kontroverse um Mandelson drohte zuletzt auch einen Schatten auf die britisch-amerikanischen Beziehungen zu werfen. Der US-Präsident reist nächste Woche zu einem Staatsbesuch nach Großbritannien. Theoretisch wäre der britische Botschafter an allen öffentlichen Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Besuch beteiligt gewesen, darunter einem Staatsbankett mit dem Präsidenten, Starmer und König Charles III.
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