Einen Tag nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf zwei Hochspannungsmasten in Berlin sind weiterhin Tausende Haushalte ohne Strom. Am frühen Mittwochmorgen waren noch 20.000 Kunden von der Störung betroffen, wie der Netzbetreiber Stromnetz Berlin mitteilte. Die Wiederversorgung aller Menschen werde voraussichtlich erst im Laufe des Donnerstags erfolgen.

Unbekannte hatten am frühen Dienstagmorgen einen Brand an zwei Hochspannungsmasten im Stadtteil Johannisthal gelegt. Die Berliner Polizei geht von Brandstiftung aus, bei der „eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen werden kann“, wie es hieß.

Ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben auf der linksextremen Internetseite Indymedia soll nun auf seine Echtheit geprüft werden, der Staatsschutz ermittelt. Die Verfasser hatten sich als anarchistische Gruppe dargestellt, die den „militärisch-industriellen Komplex“ und das Fortschrittsversprechen von Technologie und Kapital angreifen wolle. Demnach hatten die Saboteure es vor allem auf den Technologiepark in Adlershof abgesehen.

SPD-Politiker vermutet Insider-Wissen

Für eine politische Tat spricht aus Sicht des innenpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus auch, dass man für diesen Anschlag Spezialwissen benötige. Irgendwo einen Brand legen könne quasi jeder, sagte er im RBB-Inforadio. Allerdings: „Wenn man sieht, wo diese Strommasten in Johannisthal stehen oder gestanden haben, dass die etwas mit der Stromversorgung in Adlershof zu tun haben, ist nicht so völlig einsichtig“, betonte Martin Matz. Das müsse man wissen.

„Mindestens stellt sich die Frage, ob möglicherweise Insider-Informationen oder Informationen, wie man sowas genau macht, weitergegeben worden sind.“ Es habe in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe an Anschlägen in Berlin gegeben, die sich gegen die kritische Infrastruktur richteten. „Und das ist natürlich schon auffällig, dass das immer wieder passiert.“

Matz sieht bei der Frage rund um den Schutz gegen solche Anschläge in der Hauptstadt noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. „Wenn wir uns vergleichen mit vor fünf oder zehn Jahren, dann sind wir deutlich besser geschützt“, sagte er. „Aber das ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.“ In den 1990er-Jahren sei sehr viel Katastrophen- und Zivilschutz abgebaut worden, der nun mühsam wiederhergestellt werden müsse. Am Ende sei es auch eine Frage des Personals. Es brauche eine bessere Ausstattung der Katastrophenschutz-Zuständigen in den Bezirken. Davon gebe es pro Bezirk bisher nur drei.

Notruf war zeitweise nicht erreichbar

Johannisthal ist ein Stadtteil des Bezirks Treptow-Köpenick im Südosten der Hauptstadt. Nach Angaben des Netzbetreibers Stromnetz Berlin waren anfangs knapp 50.000 Kunden von dem Stromausfall betroffen, darunter sowohl Haushalte als auch Gewerbe oder Pflegeeinrichtungen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden fünf Bewohner aus zwei Pflegeheimen vorübergehend in Krankenhäuser verlegt.

Von dem Stromausfall war auch der öffentliche Nahverkehr teilweise eingeschränkt, zudem fielen Ampeln aus. Der Notruf 110 und 112 war in bestimmten Bereichen am Dienstag auch über Mobilfunk nicht erreichbar. Die Feuerwehr richtete rund ein Dutzend Anlaufstellen für die Bevölkerung ein. Zahlreiche Schulen blieben geschlossen, dies galt auch für Mittwoch noch.

Stromnetz Berlin bat die bereits wieder angeschlossenen Kunden, ihren Stromverbrauch zu reduzieren. So könnten möglicherweise weitere Haushalte früher wieder ans Netz angeschlossen werden.

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