Die Regierung Netanjahu weist Berichte über eine Hungerkatastrophe in Gaza zurück. Dagegen regt sich Widerstand in der Wirtschaft: Eine bekannte israelische Modemarke startet eine Kampagne gegen "das Aushungern". Im Netz erntet sie dafür scharfe Kritik.

Eine israelische Modekette hat eine Kampagne gegen Hunger im Gazastreifen gestartet. Unter dem Motto "Dem Hunger Widerstand leisten" auf Englisch, Arabisch und Hebräisch waren in sozialen Medien schwarz gekleidete israelische Köchinnen und ein Koch vor schwarzem Hintergrund zu sehen, die leere Töpfe in der Hand hielten. Es ist der erste Protest dieser Art durch ein israelisches Unternehmen.

Die in Israel bekannte Modekette Comme il faut schrieb dazu auf ihrer Webseite: "In kurzer Fahrtentfernung von uns hungern Menschen." Man habe das dringende Bedürfnis gehabt, "im Namen all derer zu schreien, die nicht schreien können". Weiter hieß es: "Wir fordern, das Aushungern in Gaza zu stoppen - das auch die Geiseln einschließt." Die Leiterin der Kette, Romi Kaminer Goldfainer, sagte der "Jerusalem Post": "Wir machen Kleidung für Frauen und wir glauben, dass Mode auch eine politische Sache ist - so wie Essen, so wie alles in der Kultur." Auf Instagram gab es Zuspruch, aber auch viel scharfe Kritik an der Initiative. "Die Einzigen, die in Gaza hungern, sind unsere Geiseln", hieß es in mehreren Reaktionen.

Geisel-Angehörige verlangen neue Verhandlungen

Die weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannte IPC-Initiative hatte im vergangenen Monat eine Hungersnot für die Stadt Gaza im Norden und einige Nachbarorte erklärt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete den Bericht als "glatte Lüge". Nach israelischer Darstellung basiert die IPC-Einschätzung auf falschen Angaben der islamistischen Terrororganisation Hamas, die auch die Gesundheitsbehörde in Gaza kontrolliert. Die zuständige Cogat-Behörde berichtete zuletzt täglich über rund 300 Lastwagen mit Lebensmittelhilfe, die in den umkämpften Küstenstreifen einfahren.

Nachdem die islamistische Hamas in der Nacht einem umfassenden Waffenruhe-Abkommen zugestimmt hatte, forderten Angehörige der israelischen Geiseln eine sofortige Rückkehr zu Verhandlungen. "Wir rufen Regierungschef Netanjahu, die US-Regierung und die Vermittler dazu auf, die Verhandlungsteams sofort einzuberufen und sie so lange am Verhandlungstisch sitzen zu lassen, bis ein Abkommen erzielt ist", hieß es in einer Mitteilung des Forums der Angehörigen. "Ganz Israel sehnt sich nach einer Sache: der Umsetzung des Witkoff-Vorschlags im Rahmen einer umfassenden Vereinbarung, die alle 48 Geiseln nach Hause bringt und diesen Krieg beendet", lautete die Mitteilung weiter.

Der Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff sah eine 60-tägige Waffenruhe vor, während der zunächst zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freikommen. Netanjahu beharrt jedoch inzwischen auf einem umfassenden Deal, bei dem alle Geiseln auf einen Schlag freigelassen werden, und nicht wie bei früheren Vereinbarungen nur nach und nach in mehreren Gruppen. Zudem pocht er auf eine Kapitulation und Entwaffnung der Hamas - was diese strikt ablehnt. Ob die Islamisten bereit wären, alle verbliebenen Geiseln auf einmal freizulassen, blieb nach den letzten öffentlichen Äußerungen unklar. Weiterer Streitpunkt: Israel will die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen behalten, während die Hamas den kompletten Abzug der israelischen Truppen fordert.

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