Der scheidende Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Thomas Krüger (66), hat eine zunehmende Opferrolle der Ostdeutschen beklagt. „Ein Grund ist, dass viele in den Auseinandersetzungen mit Ostdeutschland oft sehr schnell mit Urteilen um die Ecke kommen und sagen: So sind die Ostdeutschen – rechts oder menschenfeindlich zum Beispiel“, sagte Krüger dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND). „Oft sind diese Darstellungen falsch und wirken daher kränkend.“

Krüger fügte hinzu: „Auf der anderen Seite nervt es mich mittlerweile gewaltig, dass den Ostdeutschen immer öfter eine Opferrolle zugewiesen wird oder sie sich selbst zuweisen. Tatsächlich sind die Ostdeutschen nämlich äußerst vielfältig – so wie auch die DDR vielfältig war.“

Es werde übersehen, dass es queere, marginalisierte, kluge und weniger kluge Leute in Ostdeutschland – genau wie in Westdeutschland. „Deshalb gilt es heute, die Ostdeutschen herauszufordern, damit sie die Karten auf den Tisch legen und über eigene Stärken und Schwächen sprechen, ohne das eine stark zu machen und das andere zu übertünchen“, so Krüger. „Dafür braucht es couragierte Ostdeutsche, die das Heft des öffentlichen Diskurses in die Hand nehmen.“

Krüger mahnte zudem, Ostdeutschland weniger mit Westdeutschland als mit anderen mittel- und osteuropäischen Staaten zu vergleichen. „Wäre Ostdeutschland ein eigener Staat, dann müssten wir noch viel stärker nach Mittel- und Osteuropa gucken als jetzt und schauen, wie sich da postkommunistische Gesellschaften entwickeln.“ Da gebe es sehr viele Ähnlichkeiten.

„Gerade unter jüngeren Leuten sieht man durch die Freizügigkeit und Mobilität sehr viel mehr Dynamik als bei den mittleren und älteren Generationen. Und auch wenn die Zustimmung zu rechtspopulistischen Parteien in osteuropäischen Gesellschaften groß ist, kann man sie nicht in eine Ecke stellen. Da ist genauso viel Veränderungsbereitschaft zu sehen.“

Krüger wurde selbst in Thüringen geboren, scheidet an diesem Sonntag aus dem Amt und wird am Freitag nach 25-jähriger Amtszeit offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

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