Nach dem Vorbild der Ukraine entwickeln die USA Drohnenboote. Allerdings läuft das entsprechende Programm nicht ohne Probleme: Softwareprobleme und menschliches Versagen verursachen immer wieder Pannen. Ein Konteradmiral musste bereits gehen.
Die USA investieren Milliarden in den Aufbau einer großen Flotte autonomer Drohnenboote. Inspiriert vom erfolgreichen Einsatz ukrainischer Seedrohnen gegen die russische Schwarzmeerflotte, forciert die Regierung der Vereinigten Staaten die Entwicklung einer neuen Generation dieser Waffen. US-Militärführer sehen in der Drohnenflotte ein entscheidendes Mittel, um einen möglichen Angriff Chinas auf Taiwan zu erschweren. Das Vorhaben wird jedoch von technischen Pannen und internen Querelen erschüttert.
Bei einem Marinemanöver vor der Küste Kaliforniens im vergangenen Monat blieb etwa ein Drohnenboot wegen eines Softwarefehlers unerwartet liegen. Ein zweites rammte das manövrierunfähige Gefährt, schoss über dessen Deck und stürzte zurück ins Wasser, wie von der Nachrichtenagentur Reuters ausgewertete Videos zeigen. Wochen zuvor war der Kapitän eines Begleitbootes ins Wasser geschleudert worden, nachdem eine Seedrohne, die im Schlepptau lag, plötzlich beschleunigte und das Begleitboot zum Kentern brachte. Die Vorfälle werden auf eine Kombination aus Softwarefehlern und menschlichem Versagen zurückgeführt.
Anders als die meist ferngesteuerten und mit rund 250.000 Dollar vergleichsweise günstigen ukrainischen Kamikaze-Drohnen streben die USA eine weitaus anspruchsvollere Technologie an: eine Flotte, die in Schwärmen und ohne menschliches Kommando agieren kann. Die Kosten pro Boot können dabei mehrere Millionen Dollar betragen.
Beschaffungseinheit unter Druck
Der strategische Druck für das Programm ist hoch. China betrachtet die demokratisch regierte Insel Taiwan als abtrünnige Provinz und hält immer wieder militärische Manöver in der als Taiwanstraße bekannten Meerenge ab. Um die Entwicklung einer Flotte von Drohnenbooten zu beschleunigen, rief das Pentagon 2023 ein milliardenschweres Programm ins Leben. US-Präsident Donald Trump hat dies zur obersten militärischen Priorität erklärt.
Ein kürzlich verabschiedetes Gesetz sieht fast fünf Milliarden Dollar für maritime autonome Systeme vor. "Diese Systeme werden eine entscheidende Rolle in der Zukunft der Seekriegsführung spielen", sagte der amtierende Chef der Marineoperationen, Jim Kilby.
Die Umsetzung des Vorhabens leidet jedoch unter erheblichen internen Problemen. Die zentrale Beschaffungseinheit der Marine für Drohnenboote (PEO USC) steht nach einer Reihe von Rückschlägen auf dem Prüfstand und könnte umstrukturiert oder sogar geschlossen werden. Bereits vor zwei Monaten hatte die Marine den Chef der Einheit, Konteradmiral Kevin Smith, wegen eines Vertrauensverlusts entlassen.
Pentagon stellt Kosteneffizienz in Frage
Zudem gibt es offenbar Zweifel an der bisherigen Strategie von höchster Ebene. Der stellvertretende Verteidigungsminister Steven Feinberg nahm bei einem Treffen im vergangenen Monat Marinevertreter ins Verhör, wie drei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Er habe sich von einigen der vorgestellten Fähigkeiten unbeeindruckt gezeigt und deren Kosteneffizienz infrage gestellt. Infolge der jüngsten Vorkommnisse hat die Innovationsabteilung des Pentagons (DIU) nach Angaben von zwei Insidern einen Vertrag mit dem Rüstungskonzern L3Harris im Wert von rund 20 Millionen Dollar auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. L3Harris ist eines der Unternehmen, das Software zur Steuerung der Drohnen liefert.
Die Firma erklärte, sie stehe hinter der Sicherheit und Leistungsfähigkeit ihres Produkts. Das US-Verteidigungsministerium reagierte zunächst nicht auf Fragen zur Ursache der Unfälle oder zur Aussetzung des Vertrags mit L3Harris.
Experten zufolge fährt die Marine mit dem Vorhaben in unbekannte Gewässer. Sie versuche, jahrzehntelange Traditionen in der Beschaffung von Waffensystemen in hohem Tempo zu überwinden. "Man hat es mit einem System zu tun, das daran gewöhnt ist, große Dinge zu bauen und jahrelang für Entscheidungen zu brauchen", sagte T.X. Hammes, ein Experte für autonome Waffen und Mitglied bei der Denkfabrik Atlantic Council. "Und jetzt verlangt man von ihnen plötzlich, schnell zu sein."
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