Schleswig-Holsteins SPD-Fraktion kritisiert strukturelle Mängel beim sogenannten Welcome Center. „Als das Welcome Center 2023 eröffnet wurde, war die Rede von einem Meilenstein im Kampf gegen den Fachkräftemangel“, sagte der SPD-Abgeordnete Kianusch Stender der Deutschen Presse-Agentur. Doch mit nur sieben Mitarbeitern sei es von Anfang an völlig unterbesetzt gewesen.
Inzwischen arbeiten dort 14 Personen, doch die Probleme bestehen laut Stender weiter: Im ersten Jahr seien lediglich fünf Menschen erfolgreich vermittelt worden. Die Landesregierung erklärte hingegen in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der SPD, dass die Datenfreigabe freiwillig sei.
„Vor dem Hintergrund der mangelnden Aussagekraft dieser Kennzahl sowie der Tatsache, dass die Vermittlung von Fach- und Arbeitskräften keine originäre Aufgabe des Welcome Centers Schleswig-Holstein ist, wurde das Kennzahlensystem überarbeitet“, hieß es in der Antwort weiter. Angaben zur Zahl und Dauer der Vermittlungen würden daher nicht mehr erfasst.
Der Fokus liegt laut der Landesregierung stattdessen auf klar „messbaren Indikatoren“ wie der Zahl der Kontaktaufnahmen, der betreuten Unternehmen und der gewonnenen internationalen Talente.
Der Staatssekretär im Arbeitsministerium, Tobias von der Heide (CDU), rechtfertigte die Zahlen gegenüber dem NDR wie folgt: „Viele, die sich dort melden, werden am Ende auch nicht danach gemessen, ob ein Arbeitsvertrag entsteht, sondern wir lösen Probleme bei der Berufsanerkennung, beim Aufenthaltsrecht.“
SPD-Politiker Stender warf der Landesregierung vor, nur Zahlen zu erheben, die das Welcome Center in ein „besseres Licht“ rücken sollen.
„Das Welcome Center sollte der große Hebel gegen den Fachkräftemangel sein“, erklärte der SPD-Abgeordnete. „Heute ist es nur noch ein Luftschloss: Viel zu wenig Beschäftigte, keine ausreichende Präsenz und Vernetzung vor Ort, keine internationale Reichweite.“ Er forderte mehr Struktur, mehr Ressourcen und mehr politischen Willen, um Erfolge messbar zu machen.
„Umsetzung voll in die Hose gegangen“ – Kritik auch von FDP
Auch von der FDP kommt Kritik: „Die Umsetzung ist voll in die Hose gegangen, weil in Wahrheit berät hier eine Behörde die andere. Für beide sind dann auch noch zwei unterschiedliche Ministerien zuständig“, sagte der Abgeordnete gegenüber dem NDR.
Im Dezember 2023 öffnete das Zentrum zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte seine Türen. Ziel des Welcome Centers sei es, Schleswig-Holstein als Zuwanderungsland sichtbarer und attraktiver zu machen und die Erwerbsmigration zu fördern, erklärte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) bei der Eröffnung. Es fungiere als zentrale Anlaufstelle für Zuwanderer und soll dem Fachkräftemangel in nahezu allen Branchen und Bereichen entgegenwirken.
Zumindest in den sozialen Medien geht die Strategie der Sichtbarkeit jedoch nur bedingt auf: Laut dem NDR hatte das Welcome Center zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts auf LinkedIn 1300 Follower, auf Instagram 26, auf Facebook sieben. Damit erreiche es zumindest auf Facebook weniger Menschen, als es Mitarbeiter hat.
Das „Welcome Center“ soll nach Informationen des „NDR“ fast 13 Millionen Euro in den ersten fünf Jahren kosten.
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