Das Weiße Haus verkommt der Medienexpertin Eva Christiansen zufolge zu einem Ort für schlichte Selbstinszenierung. Trump gehe es nur darum, seine Wähler anzusprechen. Staatsgäste seien Statisten. Für die EU-Vertreter hat die Fachfrau dennoch ein Lob.
Eva Christiansen, die frühere medienpolitische Beraterin Angela Merkels, beurteilt ein Video, das US-Präsident Donald Trump nach dem Ukraine-Gipfel im Netz verbreitet hat, als Reality-TV-ähnliche Selbstinszenierung. Der Republikaner präsentiere sich als "Staatschef par excellence" und wolle seinen Anhängern zeigen: "Die Lage ist ernst, alle kommen zu mir, ich führe den Laden an", sagte Christiansen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das Oval Office habe er zu einem Ort für "Reality-TV" gemacht.
"Früher gab es dort den Handschlag, zwei, drei nette Worte und dann schloss sich die Tür. Heute ist es Reality-TV." Trump wisse, dass Menschen gerne und viel Reality-TV sähen. Er übertrage das Format auf die Politik: Er sei der Entertainer und der Gast manchmal nur Statist.
"Das jetzt live aus dem Oval Office zu sehen, ist etwas Besonderes. Es ist aber - genau wie in den Reality-TV-Formaten 'scripted reality'. Denn das Geschehen ist ja nur vermeintlich authentisch und spontan", ordnete Christiansen ein. "Im Oval Office dominiert der Präsident seinen Gast und die Antworten. Jeder Staatsgast muss nun im Vorfeld über die Szene im Oval Office nachdenken."
Die Medienexpertin machte deutlich, dass das Gespräch im Büro des US-Präsidenten kein echtes Gespräch sei. "Es ist eines für die Kameras, für die eigenen Anhänger. Und der Präsident dirigiert die Fragen." Trump passe sich damit an die Sehgewohnheiten der Bevölkerung an - und er "erreicht sie genau dort: direkt über Social Media".
EU-Vertreter agierten politisch klug
Die demonstrativen Schmeicheleien der Europäer gegenüber Trump während der Gespräche über den Ukraine-Krieg im Weißen Haus bewertete die frühere Merkel-Beraterin als politisch klug. "Wie weit man dabei geht und wann aus Höflichkeit Einschleimen wird, ist ein schmaler Grat", sagte sie weiter zum RND. "Ich hatte aber hier nicht das Gefühl, dass ihm alle nur schmeichelten."
Früher hätte man Dank und Anerkennung gegenüber dem Gastgeber nicht ständig betonen müssen. "Es stellt sich hier aber eine Abwägungsfrage: Wie erreiche ich mein Ziel? In diesem Fall das Ziel, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine beendet wird und der Ukraine kein Diktatfrieden aufgezwungen wird."
Für informierte Zuhörer hätten die Europäer ihre Punkte gemacht. "Es gehört zur politischen Klugheit, zu erreichen, dass der Gastgeber auch zuhört." Leider sei bekannt: "Donald Trump kann seine Meinung ganz schnell wieder ändern, egal wie freundlich und schmeichelnd es vorher war."
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