Die irakischen Behörden haben mit der Ausgrabung eines Massengrabs in Al-Chasfa südlich der Stadt Mossul begonnen. Das Grab wurde vermutlich von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) während ihres Vormarschs durch das Land vor rund einem Jahrzehnt angelegt, wie die irakische staatliche Nachrichtenagentur am Sonntag berichtete. Ahmad Kusai al-Asadi, Leiter der Abteilung für die Ausgrabung von Massengräbern der Märtyrerstiftung, sagte der AP, dass sein Team am 9. August auf Ersuchen des Gouverneurs der Provinz Ninive, Abdulkadir al-Dachil, mit der Arbeit in Al-Chasfa begonnen habe.
Diese beschränke sich zunächst auf das Sammeln sichtbarer menschlicher Überreste und oberflächlicher Beweise. Nach den ersten 15 Arbeitstagen sollen die Teams der Stiftung in Mossul eine Datenbank aufbauen und mit der Sammlung von DNA-Proben bei den Familien der mutmaßlichen Opfer beginnen. Vollständige Exhumierungen können laut Al-Asadi allerdings nur von Spezialteams durchgeführt werden, die Gefahren vor Ort absichern – etwa schwefelhaltiges Wasser oder nicht explodierte Munition. Al-Chasfa sei „ein sehr komplizierter Ort“, sagte er.
Auf Grundlage unbestätigter Berichte von Zeugen, Familienangehörigen und anderer inoffizieller Aussagen schätzen die Behörden, dass dort Tausende Leichen begraben sein könnten. Im Irak und in Syrien wurden bereits Dutzende Massengräber mit Opfern entdeckt, die mutmaßlich von der Terrormiliz getötet wurden.
Die Schrecken des „Kalifats“
Rabah Nuri Attijah, ein Anwalt, der mehr als 70 Fälle von Vermissten in Ninive bearbeitet hat, sagte der AP, die Informationen, die er während seiner Ermittlungen von der Stiftung und verschiedenen irakischen Gerichten erhalten habe, deuteten darauf hin, dass Al-Chasfa „das größte Massengrab in der modernen irakischen Geschichte“ sei.
Attijah sagte, etwa 70 Prozent der menschlichen Überreste in Al-Chasfa stammten vermutlich von irakischen Armee- und Polizeiangehörigen. Zu den weiteren Opfern gehörten Jesiden. Attijahs eigener Onkel und Cousin waren Polizisten, die vom IS getötet wurden – er gehört zu jenen, die hoffen, die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen identifizieren und bergen zu können.
Im Jahr 2014 hatten IS-Kämpfer im Irak und in Syrien innerhalb von kurzer Zeit große Gebiete erobert und dort ein „Kalifat“ errichtet. Auf seinem Höhepunkt beherrschte der IS im Irak und in Syrien ein Gebiet von etwa der halben Größe des Vereinigten Königreichs und war für seine Brutalität berüchtigt. Er enthauptete Zivilisten, versklavte und vergewaltigte Tausende von Frauen aus der Glaubensgemeinschaft der Jesiden, einer der ältesten religiösen Minderheiten des Irak.
Mit Unterstützung einer internationalen Koalition unter Führung der USA wurde der IS im Irak 2017 militärisch besiegt. Seit 2019 gilt der bewaffnete Kampf gegen die Terrormiliz offiziell als beendet – dennoch sind in Syrien weiterhin einzelne Anhänger der radikalislamischen Gruppe aktiv.
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