Seit über 22 Monaten tobt der Krieg in Gaza. Täglich steigt die Zahl der Toten. Die Geiselfamilien starten einen landesweiten Aufruf gegen die Kriegsführung, um die verbliebenen Geiseln nach Hause zu holen.
Mit Streiks und Protesten haben Tausende Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Demonstranten blockierten zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv. Zahlreiche Geschäfte in Jerusalem und Tel-Aviv blieben geschlossen. Sie schwenkten blau-weiße israelische Nationalflaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.
Die Demonstranten forderten die Beendigung des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln. Zudem riefen sie die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt.
Die Organisation der Geiselangehörigen hatte für Sonntag - dem Beginn der israelischen Arbeitswoche - zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Man werde "das Land zum Stillstand bringen", sagte Einav Zangauker am Samstagabend bei einer Kundgebung - ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen.
Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik zwar nicht an, äußerte aber Verständnis für den Schritt. Zahlreiche Unternehmen sowie Kommunen streikten als Ausdruck der Solidarität. Auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen.
Proteste vor Netanjahus Residenz
Die Tante von Alon Ohel, der auch deutscher Staatsbürger ist, sagte auf dem "Platz der Geiseln" vor dem Tel Aviver Kunstmuseum: "Unser Alon befindet sich vierzig Meter unter der Erde. Er ist in Ketten gefesselt, schwer verwundet und verliert wahrscheinlich sein Augenlicht. Er leidet unter schweren Kopfverletzungen und Splittern im ganzen Körper, und er ist allein. Er ist hungrig, ihm ist heiß, und er ringt nach Atem. Er schwebt in unmittelbarer Lebensgefahr - rettet ihn!"
Mehrere ehemalige Hamas-Geiseln, die während einer Waffenruhe im Frühjahr freigekommen waren, hielten ein Spruchband mit der Aufschrift: "Bringt sie jetzt heim!"
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf X eine "schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt".
Vor der Residenz des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu versammelten sich Dutzende Demonstranten und forderten den Ministerpräsidenten auf, den Krieg zu beenden und "alle zurückzuholen". Netanjahu verurteilte die Kundgebungen. Er warf den Demonstranten vor, "nicht nur die Position der Hamas zu verhärten und die Freilassung unserer Geiseln zu verzögern, sondern auch sicherzustellen, dass sich die Gräueltaten des 7. Oktober (2023) wiederholen".
Ausweitung des Gaza-Kriegs
Die Regierung plant in den kommenden Wochen noch eine Ausweitung des verheerenden Krieges. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die von der UNO als realistisch eingestuft werden, sind dabei bisher rund 62.000 Palästinenser getötet worden. Erklärtes Kriegs-Ziel ist die Einnahme der Stadt Gaza sowie weiterer Teile des Küstenstreifens. Israel bereitet zudem eine Umsiedlung von Zivilisten vor. Die Militärbehörde Cogat teilte auf X mit, am Sonntag werde die Lieferung von Zelten und Ausstattung für die Unterkünfte wieder aufgenommen. Dies sei Teil der Vorbereitung der Evakuierung der Bevölkerung aus Kampfgebieten.
Indirekte Verhandlungen Israels und der Hamas um ein Ende des Krieges und die Freilassung der Geiseln waren ergebnislos geblieben. Noch immer hält die Hamas 50 Geiseln in ihrer Gewalt. Jedoch sind nur 20 von ihnen nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben.
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