Wie erfolgreich war der Ukraine-Gipfel in Alaska von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin?Die westliche Presse ist sich weitgehend einig: Das Treffen hat wenig bis gar nichts gebracht. Vernichtend urteilt ein ukrainisches Portal: "Widerwärtig. Beschämend. Und letztendlich nutzlos."

Die Schweizer "Neue Zürcher Zeitung" nennt das Ergebnis des Gipfels "bescheiden" und "wenig überraschend". Der russische Außenminister Lawrow machte die Haltung seines Landes bei seiner Ankunft in Anchorage gleich mit einem modischen Statement klar: Er trug ein Shirt mit der kyrillischen Abkürzung für 'UdSSR'. Es ist kein Geheimnis, dass der Zerfall der Sowjetunion für Putin eine große Katastrophe war und er das alte Imperium am liebsten wieder auferstehen lassen will. Diesen Traum wird der Kremlchef nur unter großem Druck aufgeben. Möglicherweise könnte der amerikanische Präsident das Problem nun auch ganz den Europäern überlassen. Politisch wäre dies allerdings nicht ganz einfach für ihn, urteilt die Zeitung. Eine neue Umfrage zeige, dass die Unterstützung für die Ukraine auch unter republikanischen Wählern wieder zugenommen hat. "Putin hat klargemacht, dass er keinen bedingungslosen Waffenstillstand will. Nun ist es eigentlich an Trump, sich dies endlich einzugestehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen."

Die belgische Zeitung "De Tijd" schreibt: "Die Ukraine und Europa hatten dem Treffen in Alaska zu Recht mit angehaltenem Atem entgegengesehen. Denn wer saß da in Anchorage am Verhandlungstisch? Ein launischer Präsident, der sich als Waffenhändler entpuppt hat, und ein ausgefuchster Präsident, der einen verheerenden Krieg gegen ein Nachbarland begonnen hat. Es war eine Inszenierung, die bestenfalls der Anfang eines langen Friedensprozesses sein kann. Dieser Prozess kann jedoch erst dann wirklich in Gang kommen, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit am Tisch sitzen darf. Europa muss sich uneingeschränkt für die Ukraine einsetzen und darf sich nicht in die Ecke drängen lassen. Andernfalls laufen wir Gefahr, die Leidtragenden zu sein, wenn über unsere Köpfe hinweg ein schlechter Deal ausgehandelt wird. Im Vorfeld des Gipfels fanden die europäischen Staats- und Regierungschefs bereits Gehör bei Trump, auch wenn dies keine längerfristige Garantie darstellt. Die EU sollte sich auf einen wilden Ritt einstellen, ohne dabei das Endziel aus den Augen zu verlieren: ein Friedensabkommen, das für die Ukraine gerecht ist und die Sicherheit Europas garantiert."

Beim polnische Nachrichtenmagazin "Polityka" heißt es, dass das Treffen ergebnislos verlaufen sei: "Der Gipfel hat keine Einigung in der Frage des Ukraine-Krieges gebracht. Er war, was nicht überraschen sollte, ein unbestreitbarer Erfolg für den russischen Präsidenten." Dass nichts vereinbart worden sei, habe sich bei Trumps Pressestatement gezeigt: Der US-Präsident sagte, das Treffen sei "sehr produktiv" gewesen, habe "enorme Fortschritte" gebracht und er werde Wolodymyr Selenskyj und den Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten davon berichten. Er räumte aber ein, dass "bei einer großen Sache" kein Fortschritt erzielt worden sei, und erklärte am Ende in seiner typischen Art: "Es gibt keinen Deal, solange es keinen Deal gibt."

Die polnische Tageszeitung "Rzeczpospolita" urteilt: "US-Präsident Donald Trump hatte sich entschieden, das Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin ohne größere Vorbereitungen zu führen. Er ging davon aus, dass sein persönliches Verhandlungstalent den russischen Herrscher zu Zugeständnissen bewegen würde. Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er eine spektakuläre Niederlage erlitten hat. Den Ton gab bereits nach seiner Ankunft der russische Außenminister Sergej Lawrow vor, der in der Hotellobby in einem T-Shirt mit der Aufschrift CCCP (UdSSR auf Russisch) erschien: ein offensichtliches Zeichen dafür, wie weit Moskaus territoriale Ambitionen reichen. Umso mehr, als die Russen selbst während der Gespräche in Alaska die Bombardierung der Ukraine nicht eingestellt haben. Trotz allem gelang es, in Alaska das Schlimmste zu verhindern. Trump entschied sich nicht dafür, die russischen Eroberungen (ukrainischer Gebiete) über die Köpfe der Ukrainer hinweg und ohne Beteiligung der europäischen Staats- und Regierungschefs zu akzeptieren. Der amerikanische Präsident kündigte sogar an, dass 'dies Sache von Selenskyj' sei."

"Der Gipfel wird in die Geschichte eingehen, aber nicht so, wie es sich Trumps Weißes Haus erhofft hatte. Er wird als Untergang einer amateurhaften Diplomatie in Erinnerung bleiben, die Trumps korrupte Vetternwirtschaft in der Regierung etabliert hat", schreibt die spanische Zeitung "El País". "Ihm gegenüber stand eine exzellente, disziplinierte und effiziente Institution, geschmiedet mit der Professionalität der sowjetischen Geheimdienste und des Militärs sowie der stalinistischen Agitprop, die es versteht, die Eitelkeit, Gier und Korruption des Systems Trump auszunutzen. ... Nichts kann das Ausmaß des Scheiterns verbergen. Putin verlässt den Gipfel lächelnd, ohne dass Trump eine seiner vagen Drohungen wahr gemacht hätte. (...) Und er ist kein Paria mehr. Er tritt demjenigen, der sich zum Anführer der freien Welt erklärt, als seinesgleichen gegenüber - ohne auch nur einen einzigen Tadel zu erhalten." Politisch hätte es allerdings laut dem Blatt noch schlimmer kommen können, wenn es zu Vereinbarungen oder gar zu einer Art Waffenstillstand gekommen wäre, denn dann hätte Russland seine diplomatische Überlegenheit voll ausspielen können. "Wahrscheinlich war es der jüngste Druck Europas auf Trump, der eine noch größere Katastrophe verhindert hat. Daher sollte sich Europa von Trumps Fehlschlag nicht entmutigen lassen. Der gerechte und notwendige Frieden für die Ukraine sei definitiv eine Angelegenheit der Europäer."

Ähnlich urteilt die britische Zeitung "The Independent": "Wenn Europa bei einer Lösung mitreden will, muss es sich dies durch militärisches und wirtschaftliches Engagement verdienen. Angesichts des erklärten Wunsches der USA, ihre Präsenz auf dem Kontinent und ihre Rolle in der Nato zu reduzieren, wird dies in der Tat unerlässlich sein. Eine Struktur für eine lange Phase detaillierter Friedensverhandlungen an einem geeigneten neutralen Ort sollte Teams aus der Ukraine, Russland und den USA sowie eine gemeinsame europäische Präsenz umfassen. Die wirklich harte Arbeit an einem Friedensabkommen hat gerade erst begonnen."

Die "New York Times" schreibt: "Für die Ukrainer und ihre europäischen Nachbarn war es die größte Angst gewesen, dass Trump den territorialen Forderungen des russischen Präsidenten nachgeben und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor die schmerzhafte Entscheidung stellen könnte, entweder mehr als 20 Prozent seines Landes aufzugeben oder ein Friedensabkommen abzulehnen, von dem er fürchtet, dass es ein vergiftetes Versprechen ist. Möglicherweise muss Selenskyj diese Entscheidung immer noch treffen."

Das härteste Urteil über den Gipfel fällt - vermutlich wenig verwunderlich - ein ukrainisches Medium: " Beschämend. Und letztendlich nutzlos", kommentiert das englischsprachige Portal "Kyiv Independent". "Auf unseren Bildschirmen wurde ein blutbefleckter Diktator und Kriegsverbrecher im Land der Freiheit königlich empfangen - während seine Angriffsdrohnen auf unsere Städte zusteuerten." Vor dem Treffen in Alaska habe Trump erklärt, er wolle "noch heute einen Waffenstillstand" und Putin habe "schwerwiegende Konsequenzen" zu erwarten, wenn er sich nicht darauf einlasse. Doch nach einem zweieinhalbstündigen Treffen hinter verschlossenen Türen seien Trump und Putin vor die Presse getreten, um "nichts mitzuteilen". Trump habe nicht bekommen, was er wollte - im Gegensatz zu Putin: "Er war nicht länger ein internationaler Paria, sondern wurde endlich vom Führer der freien Welt akzeptiert - und respektiert. Trumps Vorgänger hat Putin einmal als Mörder bezeichnet; Trump bereitete ihm einen königlichen Empfang."

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