Korruption, Ineffizienz, schwache Institutionen und Machtkämpfe innerhalb der politischen Elite: Auch fünf Jahre nach der heftigen Explosion im Beiruter Hafen warten die Opfer noch auf Gerechtigkeit. Für etwas Hilfe bei der Aufklärung könnte ausgerechnet der Krieg gegen Israel sorgen.
Fünf Jahre nach der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut hat Präsident Joseph Aoun erneut eine umfassende Aufklärung und Gerechtigkeit für die Opfer versprochen. Bis heute wurde niemand für die Explosion zur Rechenschaft gezogen.
Aoun betonte, man werde den Druck auf alle zuständigen Stellen aufrechterhalten, damit "jeder Verantwortliche, ungeachtet seiner Position oder Zugehörigkeit, der Justiz überstellt wird". An die Familien der Opfer gerichtet sagte er: "Die Schmerzen werden nicht unbeantwortet bleiben. Das Versprechen der Gerechtigkeit steht."
Die Explosion im August 2020 hatte über 200 Menschen das Leben gekostet. Es gab 6000 Verletzte und es wurden ganze Stadtteile zerstört. Die Ursache: Hunderte Tonnen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden waren. Die Explosion war eine der größten nichtnuklearen Explosionen weltweit.
Die Aufarbeitung stockt vor allem wegen politischer Einflussnahme, Justizblockaden und massiver Korruption. Verantwortliche entziehen sich Ermittlungen, Richter werden behindert. Anfang des Jahres kündigte die Regierung einen neuen Anlauf zu Ermittlungen an. Dazu trug auch die Schwächung der politisch mächtigen Hisbollah durch den Krieg mit Israel bei, weil sie jahrelang Fortschritte verhindert hatte.
"Die Überlebenden und Opfer sowie ihre Familien verdienen vollständige Aufklärung und sie verdienen sie jetzt", erklärte die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, auf X. Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International forderten die libanesischen Behörden auf, eine umfassende und ungehinderte Untersuchung sicherzustellen.
Die US-Botschaft im Libanon erklärte, das Land verdiene ein unabhängiges und unparteiisches Justizsystem, das Gerechtigkeit für die Opfer bringe und keinen Schutz für Eliten. Libanons Energieminister Joe Saddi bezeichnete die Explosion als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Die jahrelange Behinderung der Ermittlungen sei ein noch abscheulicheres Verbrechen.
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