Ein US-Amerikaner hat sich in Polen und der Ukraine als christlicher Helfer ausgegeben und in Wahrheit für den russischen Militärgeheimdienst GRU spioniert. Das polnische Nachrichtenportal „Onet“, das wie WELT zu Axel Springer gehört, sprach mit Menschen, die der Spion getäuscht hat.

Dem Bericht zufolge wohnte Daniel Martindale ab 2020 im schlesischen Dorf Palowice, wo er sich als gläubiger Christ und freiwilliger Helfer in einer protestantischen Gemeinde engagierte. Die Dorfbewohner beschrieben ihn gegenüber „Onet“ als hilfsbereit, sprachbegabt und unauffällig. Am 10. Februar 2022 – zwei Wochen vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine – verließ er das Dorf ohne Ankündigung und reiste über die Grenze.

In der Ukraine gab sich Martindale laut „Onet“ weiter als Missionar aus. Gleichzeitig habe er über die Fitness-App Strava sowie über Telegram die Standortdaten ukrainischer Infrastruktur an russische Offiziere übermittelt. Ukrainische Recherchen identifizierten einen seiner Kontakte als früheren GRU-Hauptmann.

Laut „Onet“ wurde Martindale 2024 mithilfe von russischen Spezialkräften aus der Ukraine evakuiert. Im November desselben Jahres trat er öffentlich in Moskau auf und erklärte, für Russland gearbeitet zu haben. Seitdem betreibt er einen Telegram-Kanal mit prorussischer Kriegspropaganda. Im Juli 2025 wurde ihm in einer im Fernsehen übertragenen Zeremonie die russische Staatsbürgerschaft verliehen.

Die protestantische Gemeinde in Palowice zeigte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe erschüttert. Martindale habe Vertrauen missbraucht und seine Kontakte nach Polen auch als Alibi in der Ukraine genutzt. „Onet“ zitiert ein Gemeindemitglied namens Grzegorz Rzyczniok, das sich an Martindales plötzliche Abreise in die Ukraine erinnert.

„Er sagte, es sei Gottes Wille, sofort dorthin zu fahren und vor Ort zu helfen. Heute wissen wir, dass es wahrscheinlich ein Befehl irgendeines russischen Offiziers war“, sagt Rzyczniok. Sein Schwiegersohn habe dem Spion noch eine letzte SMS geschickt und geschrieben, dass er den Kontakt abbreche, weil der angebliche Missionar Blut an seinen Händen habe. „Darauf kam keine Antwort“, sagt Rzyczniok.

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