Kanzler Merz reagiert scharf auf die Veröffentlichung der verstörenden Propagandavideos, die zwei ausgemergelte Hamas-Geiseln zeigen. Er fordert einen Waffenstillstand - unter der Bedingung, dass alle Gefangenen freigelassen werden. Auch Außenminister Wadephul ist erschüttert.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich schockiert über die von der radikalislamischen Hamas verbreiteten Aufnahmen ausgehungerter israelischer Geiseln gezeigt. "Ich bin entsetzt über die Bilder von Evyatar David und Rom Braslavski", sagte Merz der "Bild"-Zeitung. "Die Hamas quält die Geiseln, terrorisiert Israel und benutzt die eigene Bevölkerung im Gazastreifen als Schutzschild." Gerade deshalb führe zunächst kein Weg an einem verhandelten Waffenstillstand vorbei, betonte Merz. "Die Freilassung aller Geiseln ist dafür zwingende Voraussetzung." Die Hamas dürfe dann aber "in der Zukunft von Gaza keine Rolle spielen".

Die Hamas und die mit ihr verbündete Gruppe Islamischer Dschihad hatten drei Propagandavideos der seit Oktober 2023 gefangen gehaltenen Geiseln verbreitet. Eines der Videos zeigt den abgemagerten 24-jährigen David, wie er sich in einem engen Tunnel sein eigenes Grab zu schaufeln scheint. Ein anderes Video zeigt, wie der Deutsch-Israeli Braslavski sich Nachrichtenvideos über die Hungersnot der Palästinenser im Gazastreifen anschauen muss. Merz forderte die israelische Regierung auch auf, den Zynismus der Hamas nicht zu erwidern. Israel müsse für die Bevölkerung im Gazastreifen "weiter humanitäre Hilfe leisten".

Auch Außenminister Johann Wadephul, der am Freitag von einer Reise nach Israel und in die Palästinensergebiete zurückgekehrt war, äußerte sich schockiert. Die Clips zeigten "die ganze Niedertracht ihrer Peiniger", sagte Wadephul zur "Bild"-Zeitung. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sich aufgebracht geäußert: "Abscheuliche Grausamkeit, grenzenlose Unmenschlichkeit: Das ist es, was die Hamas verkörpert", schrieb er auf X. Die Lösung sei "die der beiden Staaten Israel und Palästina, die friedlich nebeneinander leben".

220 Lastwagen mit Hilfsgütern

Die Bundesregierung hatte am Samstag "erste, leichte Fortschritte bei der humanitären Hilfe" für die Menschen im Gazastreifen konstatiert. Diese würden "allerdings bei weitem nicht ausreichen, um die Notlage zu lindern". Sie sah Israel laut einer Erklärung "weiter in der Pflicht, eine umfassende Versorgung auch mit Unterstützung der Vereinten Nationen und anderer humanitärer Organisationen sicherzustellen".

Aus deutschen Sicherheitskreisen hieß es in diesem Zusammenhang, derzeit kämen über den Landweg pro Tag wieder 220 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen. Zwischen 50 und 100 Prozent der Lieferungen erreichen demnach aber nicht die Bevölkerung, weil sie von der Hamas oder kriminellen Organisationen abgefangen werden.

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