Als konservative Influencerin mit Migrationshintergrund spricht Meltem Seker über Islamismus, linken Moralismus und aus ihrer Sicht verzerrte Diskurse. Rund 13.000 Menschen folgen der Politikstudentin auf Instagram, knapp 22.000 sind es auf TikTok.
Nach einem Bericht von WELT über Seker sorgen frühere Aussagen der Influencerin für Irritationen. Seker war bis 2023 Mitglied der Linkspartei, nach dem Austritt von Sahra Wagenknecht sympathisierte sie kurzzeitig mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Heute sieht sie beide Formationen kritisch – ihre politische Heimat hat sie inzwischen in der CDU gefunden.
Auf X kursieren Screenshots, die Äußerungen Sekers aus dem Jahr 2023 zeigen. Veröffentlicht wurden sie von Marianna von Artsruni, Mitglied der Jugendorganisation der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Demnach sprach sich Seker „gegen das Existenzrecht Israels“ aus, bezeichnete Israel als „Drecksland“ und schrieb, Antisemitismus sei „ein Wort, um Menschen zu silencen“ (zu Deutsch: zum Schweigen zu bringen). Auch der Begriff „berechtigter Israelhass“ fiel. Auf Nachfrage der WELT bestätigt Seker die Zitate – und distanziert sich klar von ihrer damaligen Haltung.
WELT: Frau Seker, stammen die kursierenden Zitate aus dem Jahr 2023 – insbesondere „Drecksland“, „gegen das Existenzrecht Israels“, „berechtigter Israelhass“ – von Ihnen?
Meltem Seker: Ja, die Aussagen stammen von mir. Ich habe sie in meinen frühen Zwanzigern in sozialen Medien und privaten Chats gemacht. Ich versuche nicht, sie zu relativieren oder als Ausrutscher darzustellen. Die Aussagen enthalten antisemitische Narrative. Ich erkenne heute, dass sie verletzend und gefährlich waren. Ich habe eine Sprache verwendet, die jüdisches Leben bedroht. Dafür übernehme ich heute die volle Verantwortung.
WELT: Was genau wollten Sie mit diesen Formulierungen ausdrücken?
Meltem Seker: Der Satz „Natürlich bin ich gegen die Existenz Israels“ fiel in einer privaten Nachricht vom 26. Oktober 2023. Rückblickend war das keine durchdachte politische Position, sondern Ausdruck einer unreflektierten, radikalisierten und emotionalen Haltung. Ich habe im selben Text auch geschrieben, dass ich „im Endeffekt für eine Zwei-Staaten-Lösung“ sei – was zeigt, wie widersprüchlich meine Aussagen damals waren.
Das Wort „Drecksland“ entstand, nachdem ich ein Video einer deutschen Studentin über diskriminierende Erfahrungen bei der Einreise in Israel gesehen hatte. Ich war emotional aufgewühlt, verunsichert, und fühlte mich angegriffen – daraus entstand eine Sprache voller Trotz, Schmerz und Pauschalisierung. Das war keine legitime Kritik, sondern ein Ausdruck meiner Überforderung.
WELT: Wie stehen Sie heute zu diesen Aussagen?
Meltem Seker: Meine Haltung hat sich grundlegend verändert. Heute weiß ich: Die Existenz Israels ist nicht verhandelbar. Kritik an israelischer Politik ist legitim – aber sie darf niemals in Antisemitismus umkippen. Damals war ich Teil eines stark ideologisierten Milieus, das antizionistische und antiwestliche Narrative reproduzierte. Ich habe jüdische Perspektiven ignoriert oder verzerrt dargestellt. Heute sehe ich das – und ich bereue es zutiefst. Ich hoffe, dass mein Wandel als ernsthaftes Bemühen um Verantwortung und Reife verstanden wird.
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