Der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Hanno Kautz, steht in der Kritik. Vergangenen Mittwoch hatte er einem Medienbericht zufolge nach einer Hintergrundrunde mit Ministerin Nina Warken (CDU) den teilnehmenden Journalisten in einer E-Mail gedroht. Demnach lobte er nach dem Termin in einer Rundmail an die Teilnehmer eine Art Kopfgeld für Hinweise aus, wer ein Hintergrundpapier aus der Runde am Dienstagabend fotografiert und verschickt habe. Darüber berichtete das Portal „T-Online“.
Wörtlich hieß es in der E-Mail laut „T-Online“: „Das ist eine Art der Unprofessionalität, die ich nicht mehr dulden werde. Sie schaden sich damit selber. Das heißt in der Konsequenz: weniger Informationen, weniger Zugang, kleinere Hintergrundkreise – keine Unterlagen.“
Weiter schrieb Kautz: „Es wäre mir eine Riesenfreude den oder diejenige zu erwischen, der/die die Unterlagen weiterverbreitet hat. Die Chance, dabei erfolgreich zu sein, schätze ich zwar sehr gering ein. Aber Handyfotos fallen auf, denke ich mir. Deswegen mein Angebot: für Hinweise, die zur Ergreifung des Übeltäters/der Übeltäterin führen, setze ich eine Belohnung in Höhe von Exklusiv-Informationen nicht unter einer Agenturmeldung aus.“
Einen Tag später habe er den Vorgang in einer weiteren E-Mail als „ironisch“ bezeichnet, berichtete „T-Online“. Um dann am Freitag zu ergänzen: „Die Mail war ein Fehler, der mir mit meiner Erfahrung als Journalist und als Sprecher nicht hätte passieren dürfen.“ Die gewählten Formulierungen und der Einsatz von Ironie sei deplatziert, wenn es um so wichtige Werte wie Vertrauen und Pressefreiheit gehe.
Kautz war vor seinem Wechsel ins Gesundheitsministerium 2018 Journalist bei „Bild“.
Opposition: Sprecher habe „definitiv eine rote Linie überschritten“
Die gesundheitspolitischen Sprecher der Oppositionsfraktionen im Bundestag reagierten mit scharfer Kritik. „Wenn ein Ministeriumssprecher versucht, Einschüchterung und Verunsicherung von Journalistinnen und Journalisten als ‚Ironie‘ zu deklarieren, beweist das nicht nur ein seltsames Demokratieverständnis, sondern auch, dass im Ressort von Frau Warken momentan die Nerven blank liegen“, sagte Ates Gürpinar von den Linken „T-online“.
Janosch Dahmen von den Grünen sagte „T-online“: „Das ist kein kommunikativer Ausrutscher – sondern möglicherweise sogar ein justiziabler Eingriff in die Pressefreiheit. Ministerin Warken muss sich jetzt fragen lassen: Wird hier im Stil und in der Sache in ihrem Namen gesprochen? Falls nicht, ist es offensichtlich Zeit für klare Konsequenzen.“ Kautz habe „definitiv eine rote Linie überschritten“.
Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Sichert, kommentierte den Vorfall in einer Pressemitteilung mit den Worten: „Wer als Pressesprecher eines Ministeriums Journalisten droht und eine Art Kopfgeld auf Journalisten aussetzt, der bedroht die Pressefreiheit und schadet der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ Wenn Ministerin Warken nach dieser Aktion an dem Pressesprecher festhalte, beschädige sie das Vertrauen der Menschen in die Regierung weiter.
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