Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland schaffen ein Abitur mit einer Eins vor dem Komma. Die Union und der Lehrerverband sehen darin einen negativen Trend. Sie warnen vor einer "Noteninflation". SPD und Linke haben eine andere Sicht auf das Thema.
Angesichts einer wachsenden Zahl an Einser-Abiturabschlüssen in Deutschland warnen Union und Lehrerverband vor einer Entwertung des Abiturs. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß sagte der "Rheinischen Post": "Das Abitur wird immer stärker entwertet, wenn immer mehr Schüler Jahr für Jahr bessere Zensuren bekommen."
Das schade den wirklich Fleißigen und helfe nicht denjenigen, die Wissenslücken hätten, ergänzte Ploß. "Die Noteninflation an Deutschlands Schulen muss gestoppt werden." Der Hamburger Abgeordnete verwies auf Zahlen aus der Hansestadt: Dort mache demnach inzwischen fast jeder Dritte ein Einser-Abitur. Auch in anderen Bundesländern sei die Einser-Quote laut dem Datenportal "Statista" ähnlich hoch, zum Teil sogar höher, schreibt die Zeitung.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kritisierte: "Es gibt eine Flut an Einser-Abis." Zwar sei das Abitur "nichts, was einem hinterhergeworfen wird". Dennoch dürfe an der Qualität nicht weiter herumgedoktert werden, sagte Düll.
Der Forschungs- und Bildungsexperte der SPD-Fraktion, Oliver Kaczmarek, erklärte hingegen: "Bei der Bewertung von Schülerleistungen ist es vor allem wichtig, sich an objektiven Kriterien und Erhebungen zu orientieren und nicht nach persönlichem Empfinden zu urteilen." Abiturienten arbeiteten hart für die Prüfungen und verdienten Respekt. Dass heute mehr Schülerinnen und Schüler ein gutes Abi machen würden, "ist Zeichen zunehmender, aber im internationalen Vergleich immer noch nicht ausreichender Durchlässigkeit unseres Bildungssystems".
Linke setzt sich für "Abschaffung von Noten und Hausaufgaben ein"
Derweil plädiert die Linke dafür, Noten gänzlich aus den Schulen zu verbannen. Die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Gohlke, sagte der "Rheinischen Post": "Wir setzen uns weiter für die Abschaffung von Noten und Hausaufgaben ein." Und weiter: "Zumal Studien längst belegen, wie subjektiv Notenvergaben ablaufen können." Die Diskussion über zu viele Einser-Abis gehe dann auch an den entscheidenden Themen vorbei. "Es geht darum, das Bildungssystem zu verbessern, die Diskussion um Bewertungsmaßstäbe ist nachrangig." Wer dazu nichts Substanzielles beitragen könne, "schimpft gerne über Noteninflation", so die Linke.
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Einser-Abis, also Abiturabschlüsse mit einem Notendurchschnitt zwischen 1,0 und 1,9, in Deutschland zugenommen. Die Corona-Pandemie, während der viele Schulen Erleichterungen für Schülerinnen und Schüler eingeführt haben, hat den Trend verstärkt.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke