Noch immer sind die Epstein-Akten unter Verschluss - und die Demokraten lassen nicht davon ab. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses entlässt die Abgeordneten nun verfrüht in die Sommerpause. Für die Opposition im Kongress könnte das Thema aber noch viel Munition bieten.
"Ich war der Gejagte - jetzt bin ich der Jäger", schreibt das Weiße Haus zu einem KI-generierten Bild von US-Präsident Donald Trump in heroischer Pose auf X. Der Republikaner wähnt sich im Angriffsmodus trotz der Wellen an Kritik in der Causa Epstein. Mithilfe eines vermeintlichen Putschversuchs von Barack Obama und Hillary Clinton im Jahr 2016 versucht er, die Öffentlichkeit auf ein anderes Thema zu bringen. Trump wirft mit Nebelkerzen in alle Richtungen. Er will das Thema Epstein möglichst schnell loswerden. Doch die Demokraten haben Blut geleckt. Die Mehrheit im Repräsentantenhaus bei den Zwischenwahlen im November 2026 wäre die größtmögliche Trophäe bei dieser Jagd.
Mike Johnson als Sprecher des Repräsentantenhauses verschafft den Republikanern nun etwas Luft durch eine parlamentarische Sommerpause. Zu groß war die Befürchtung, dass republikanische Abweichler in der Kongresskammer womöglich doch noch mit den Demokraten eine Abstimmung erzwingen. Aber das Thema wird sich trotz der Zwangspause kaum beerdigen lassen.
Offiziell will die demokratische Führungsmannschaft rund um den Minderheitenführer Hakeem Jeffries den Wahlkampf 2026 auf Trumps "Big Beautiful Bill" fokussieren: Einschnitte bei der Gesundheitsversorgung, Steuersenkungen für die Reichen, mehr Belastungen für ärmere Teile der Bevölkerung. Einfache, klar verständliche "Küchentisch-Politik".
Verknüpfungen zwischen Trump und Epstein werden sichtbar
Doch neben der Kürzungsthematik könnte die Causa Epstein ein Mittel bieten, um viele Menschen zu erreichen. Anhand des Themas planen erste Kandidaten bereits, die Republikaner als korrupte Elite zu zeichnen, die etwas zu verbergen hat.
"Ich werde jede Gelegenheit nutzen, mich auf die Moral zu berufen, um den Menschen zu helfen, aufzuwachen", sagte etwa die Demokratin Esther Kim Varet "Politico" mit Blick auf die republikanische Haltung beim Thema Epstein. Sie kandidiert im kalifornischen Orange County gegen einen republikanischen Amtsinhaber. Eine Plakatwerbung sei bereits vorbereitet mit der Frage, warum der Republikaner dafür gestimmt hat, "die Liste zu verstecken". Das Thema Epstein sei eine Möglichkeit, die viele in der Mitte vereinen könnte, so Varet. "Trump ist mit dem Versprechen angetreten, die Wahrheit transparent zu machen, und er scheint das nicht tun zu wollen", erklärte auch J.B. Pritzker, Gouverneur von Illinois.
Umfragen zeigen Unzufriedenheit der Bevölkerung
US-Medien durchforsten derzeit ihre Archive und stoßen dabei auf viele alte Verbindungen Epsteins zu Trump. Unter anderem Bilder von Trumps zweiter Hochzeit oder gemeinsame Besuche auf einer "Victoria's Secret"-Party. Das zweifelnde Publikum in den USA kriegt so immer neue Inhalte geboten. Und dieser Unmut spiegelt sich auch in Meinungsumfragen wider.
In einer Erhebung der Quinnipiac University aus der vergangenen Woche äußerten bereits 63 Prozent der Befragten ihre Unzufriedenheit mit dem Umgang von Trump und Co. beim Thema Epstein. Lediglich 17 Prozent zeigten sich zufrieden. Auch unter republikanischen Wählern finden nur knapp 40 Prozent den Kurs des Weißen Hauses bei dem Thema gut.
Das sehen auch die Demokraten. "Ich denke, die Leute sind ziemlich neugierig und misstrauisch, offen gesagt, warum der Präsident jetzt nicht das tun will, was er versprochen hat und was offensichtlich ist, dass er es tun sollte, nämlich einfach die Wahrheit offenlegen", so Pritzker, der auch als demokratischer Präsidentschaftskandidat für die Wahl 2028 gehandelt wird.
Demokraten bereit für eine Schlammschlacht
Auch die von Trump auserkorenen Spitzen von FBI, Kash Patel und Dan Bongino, sowie Pam Bondi als verantwortliche Justizministerin bekommen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Befragten zeigen sich überwiegend unzufrieden mit ihrer Arbeit. Beide Akteure an der Spitze der Bundespolizei stehen sinnbildlich für die Wende der Republikaner beim Thema Epstein. Beide verbreiteten vor der Amtsübernahme noch Verschwörungserzählungen über die vermeintliche Klientenliste. Nun dementieren sie die Existenz einer solchen.
Dass die Demokraten mithilfe der republikanischen Abweichler Johnson und Trump unter Druck setzen können, zeigt der verfrühte Abgang in die Sommerpause. "Dies ist eine Vertuschung epischen Ausmaßes, bei der die Mehrheitspartei uns buchstäblich dazu zwingt, den Kongress vorzeitig zu verlassen und den Geschäftsordnungsausschuss nicht tagen zu lassen, weil sie sich nicht mit der Freigabe der Epstein-Akten befassen will", sagte der demokratische Abgeordnete Ted Lieu. "Die Geschichte wird nicht verschwinden, denn im Kern geht es hier um minderjährige Frauen, die sexuell missbraucht und angegriffen werden", fuhr er fort.
Harmonisch wird das Ganze auch nach der einmonatigen Sommerpause nicht weitergehen. "Solange wir nicht im Schlamm leben, ist es nicht schlimm, ab und zu in den Schlamm zu kriechen in der politischen Arena", kündigte der demokratische Abgeordnete Emanuel Cleaver aus Montana an. Epstein könnte ein Köder sein, der die Jagd nach der Mehrheit in der Kongresskammer möglich macht. Für den großen Preis sind auch den Demokraten offensichtlich fast alle Mittel recht.
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