Nach Antisemitismus-Vorwürfen im Zusammenhang mit einem Kunstwerk bei ihrer Jahresausstellung zieht die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle nun doch Konsequenzen: Sie will einen unabhängigen Ethikrat gründen. Das Gremium soll Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Kunstfreiheit, Diskriminierung und öffentlicher Kritik entwickeln, wie die Hochschule mitteilte.
Kritik hatte sich unter anderem an einem studentischen Relief entzündet, das laut dem Bündnis gegen Antisemitismus Halle eine übergroße Palästinaflagge und eine Form zeige, die an antisemitische Bildsprache erinnere. Die Hochschule wies den Vorwurf zurück. Bei dem Werk handele es sich um ein abstraktes Relief, das bereits im Frühjahr 2023 entstanden und schon damals ausgestellt worden sei – also vor Beginn des Gaza-Kriegs.
Der Entstehungsprozess wurde maßgeblich von Professor Bruno Raetsch begleitet, hieß es in einer Stellungnahme. Eine inhaltliche oder gar politische Botschaft ist laut Raetsch dabei weder formuliert noch angestrebt worden. Außerdem sei die farbliche Überarbeitung erst in diesem Jahr hinzugekommen und soll die Empathie des Künstlers mit der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen ausdrücken.
„Kunst darf provozieren, irritieren und gesellschaftliche Normen hinterfragen“, sagte Rektorin Bettina Erzgräber. Die Kunstfreiheit sei jedoch nicht unbegrenzt und ende dort, wo Rechte anderer verletzt würden – etwa bei Volksverhetzung. Ob eine Grenze überschritten sei, müsse juristisch geprüft werden. Die Einführung eines unabhängigen Ethikrats soll bei künftigen Debatten helfen.
Die besagte Jahresausstellung fand am Wochenende des 12. und 13. Juli an mehreren Standorten in Halle statt. Kritik entbrannte unter anderem wegen des Reliefs auf dem Campus Kunst, das laut dem Bündnis gegen Antisemitismus Halle einen Schweinekopf neben einer Palästinaflagge zeigen und damit antisemitische Motive aufgreifen soll. Auch eine Modenschau, bei der laut Kritikern mehrere Models Palästinensertücher getragen haben und ein Flugblatt verteilt worden sei, das Israel eines Völkermords bezichtige, hatte den Angaben zufolge bei einigen für Empörung gesorgt.
Nachdem die Kritik entbrannt war, ging die Hochschule zunächst zum Gegenangriff über und verwehrte sich gegen jeden Vorwurf, antisemitische Inhalte gezeigt zu haben. In einer Stellungnahme sprach die Hochschulleitung von „Mutmaßungen und falschen Darstellungen“ und verwies auf die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit. Die Hochschule kündigte an, ihre rechtlichen Möglichkeiten im Umgang mit den Vorwürfen zu prüfen. Die Kanzlerin der Hochschule bestätigte zudem, dass die Hochschule Strafanzeige gestellt habe.
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