Die Frage stellen sich manche: War Wladimir Putin einst demokratisch gesonnen oder blieb er stets der KGB-Agent mit zweifelhaften Methoden? Sein erster Ministerpräsident, Michail Kassjanow, hat darauf eine Antwort.

Der frühere russische Ministerpräsident Michail Kassjanow ruft zu mehr Druck auf Moskau auf - und beklagt eine Wandlung von Kremlchef Wladimir Putin: "Der Putin von heute und der Putin von vor 25 Jahren sind zwei absolut unterschiedliche Personen, sagt Kassjanow den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im Jahr 2000 war Kassjanow der erste Ministerpräsident unter dem damals neu ernannten russischen Präsidenten Putin. Nach dessen Großangriff auf die Ukraine 2022 ging er ins Exil.

Damals habe Putin behauptet, er sei der Demokratie zugetan gewesen. "Heute sehen wir den wahren Putin, einen KGB-Agenten mit einer verzerrten Weltsicht", so Kassjanow. "Er wendet drei Prinzipien an, die ihm auf der KGB-Schule beigebracht wurden: Bestechung, Erpressung und Provokation."

Die USA fordert Kassjanow auf, sich einer Senkung des Ölpreisdeckels für russisches Öl anzuschließen. "Dieser Schritt hätte eine unmittelbare Wirkung auf Putins Ressourcen, den Krieg zu finanzieren", sagt Kassjanow. Für Putins Kriegswirtschaft hätte ein herabgesetzter Ölpreis von 45 statt 60 Dollar pro Barrel massive Auswirkungen. "Wenn die USA europäische Sanktionen mittragen würden, wäre Putin gezwungen, Konzessionen zu machen."

All diese Strafmaßnahmen wirken laut Kassjanow nicht sofort, sondern mittelfristig. Die Sanktionen der letzten drei Jahre summierten sich in ihrer Wirkung. "Die Finanzlage des russischen Staates ist für Putin noch kein ernsthaftes Problem. Aber einige Bereiche der Industrie sind bereits in der Rezession. Die Wirtschaft wuchs im ersten Quartal dieses Jahres nur wegen der Rüstungsproduktion um 1,5 Prozent. Das schmerzhafteste Sanktionsmittel ist der Druck auf Putins Fähigkeit, Einnahmen zu erzielen." Allerdings sei das nur wirkungsvoll, wenn die Amerikaner mitmachten, sagt Kassjanow. Ohne sie werde es nicht funktionieren.

Zurzeit gebe die Ukraine rund 100 Milliarden Dollar pro Jahr für den Krieg aus – Putin habe 150 Milliarden Dollar pro Jahr zur Verfügung. "Russland ist bei Geld, militärischer Ausrüstung und Personal im Vorteil", so der ehemalige russische Spitzenpolitiker. "Aber die Ausgaben für personelle Ressourcen sind sehr hoch: Putin hat in der Ukraine etwa 600.000 Soldaten im Einsatz, von denen jeder zwischen 2000 und 3000 Euro pro Monat bekommt."

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