Nicht nur Historiker befremden die Aussagen: Seit Jahren wirft Moskau Kiew vor, dort herrsche ein Nazi-Regime. Auch gegen Bundeskanzler Merz erhebt Russlands Außenminister nun harsche Vorwürfe.
Moskaus Außenminister Sergej Lawrow hat Bundeskanzler Friedrich Merz vorgehalten, antirussische Losungen wie zu Nazi-Zeiten für eine Militarisierung Deutschlands zu nutzen. Es sei "völliger Unsinn", Russland als Gefahr zu bezeichnen, sagte Lawrow in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. "Ich hoffe, dass jeder Politiker mit einem gesunden Menschenverstand das begreift." Merz habe sich für einen Kurs der Militarisierung Deutschlands entschieden, sagte der Minister und kritisierte, dass der Kanzler keine "Mittel der Diplomatie" gegenüber Moskau mehr sehe.
"Wenn Herr Merz der Meinung ist, dass die friedlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, muss er beschlossen haben, sich auf Kosten seines Volkes ganz der Militarisierung Deutschlands zu widmen, um dann wieder auf Nazi-Parolen herumzureiten - für eine Abwehr der Bedrohungen, die von Russland ausgingen", sagte Lawrow. Er äußerte sich bei einer Pressekonferenz des Außenministertreffens der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean.
Der Kanzler hatte am Mittwoch im Bundestag über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gesagt: "Die Mittel der Diplomatie sind ausgeschöpft, wenn ein verbrecherisches Regime mit militärischer Gewalt das Existenzrecht eines ganzen Landes offen infrage stellt und sich auf den Weg macht, die politische Freiheitsordnung des ganzen europäischen Kontinents zu zerstören."
Russland begründet seinen Krieg gegen die Ukraine unter anderem damit, dass es einen Nato-Beitritt Kiews verhindern müsse. Ein solcher stelle eine Bedrohung für die Sicherheit Russlands dar. Daneben beklagt Moskau immer wieder, dass in Kiew ein "Nazi-Regime" herrsche. Auch erhebt Russland Ansprüche auf große Teile der Ukraine - darunter Gebiete, die es selbst bislang nicht erobern konnte. Eine weitere zentrale Forderung Russlands in Friedensverhandlungen ist laut Lawrow, wie er Ende Mai betonte, dass die Ukraine den Status eines neutralen Landes einnimmt. Die russischen Bedingungen würden de facto eine Kapitulation der Ukraine bedeuten.
Merz löste mit seinen Äußerungen zu Russland schon öfter scharfe Reaktionen in Moskau aus und sah sich Nazi-Vergleichen ausgesetzt. Moskau, das seit mehr als drei Jahren einen Krieg gegen die gesamte Ukraine führt, wirft dem Kanzler vor, Deutschland immer mehr in den Krieg hineinzuziehen. In den vergangenen Wochen hat Russland seine Luftangriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine noch einmal massiv verstärkt.
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