Von der Region Woronesch aus greift die russische Luftwaffe immer wieder zivile Ziele in Charkiw an. Nun berichtet die Ukraine von einem erfolgreichen Angriff auf die dortige Luftwaffenbasis. Wenn die USA Kiew keine Fliegerabwehrraketen mehr liefern, werden solche Attacken immer wichtiger.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben einen neuen Schlag gegen eine russische Luftwaffenbasis im Gebiet Woronesch ausgeführt. Auf dem Militärflugplatz Borissoglebsk seien feindliche Kampfjets vom Typ Suchoi Su-34, Su-35S und Su-30SM stationiert, teilten die Streitkräfte in Kiew mit. Demnach traf der Angriff ein Lager mit Lenkbomben, ein Trainings- und Kampfflugzeug sowie möglicherweise weitere Flugzeuge. Das Ausmaß der Schäden werde noch geklärt, heißt es.

Die Ukraine habe in der Nacht mehrere Drohnen abgeschossen, berichteten russische Medien. Die Bewohner hätten Explosionen am Himmel über Ortschaften gehört und Feuerbälle gesehen. Der Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew, berichtete bei Telegram von Schäden. Es gebe aber keine Informationen zu Verletzten, sagte er. Insgesamt bestehe weiter die Gefahr durch Drohnenangriffe.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums gab es in der Nacht insgesamt 94 abgewehrte ukrainische Drohnenangriffe, davon 34 im Gebiet Woronesch. Auch im Anflug auf Moskauer Gebiet wurden nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin am Morgen zwei ukrainische Drohnen abgeschossen.

"Die Verteidigungskräfte ergreifen weiterhin alle Maßnahmen, um die Fähigkeit der russischen Besatzer zu untergraben, zivile Infrastruktur anzugreifen, und um die Russische Föderation zu zwingen, ihre bewaffnete Aggression gegen die Ukraine einzustellen", erklärten die ukrainischen Streitkräfte bei Telegram.

Der Kreml bestätigt den Angriff

Von der Region Woronesch aus greift die russische Luftwaffe immer wieder das westlich gelegene ukrainische Gebiet Charkiw an. Von Borissoglebsk bis in die Großstadt Charkiw sind es etwa 500 Kilometer Luftlinie. Borissoglebsk war nach russischen Angaben schon oft Ziel ukrainischer Drohnenangriffe. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Region Woronesch, nannte aber keine Schäden.

Für die Ukraine gewinnen solche Attacken immer mehr Bedeutung, da ihre eigene Fliegerabwehr droht, schwächer zu werden. Munition für das amerikanische Luftverteidigungssystem Patriot wird knapp, zugleich teilte die US-Regierung Anfang der Woche mit, man habe die Lieferung eines noch aus der Biden-Zeit stammenden US-Waffenpakets gestoppt.

Hintergrund der Entscheidung aus dem Verteidigungsministerium sind demnach Bedenken, dass die Bestände der USA zu niedrig seien. Zu diesem Thema soll US-Präsident Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag gesprochen haben. Von konkreten Zusagen war danach jedoch nicht die Rede. Zuletzt hatten US-Medien die Vorräte für die über 30 amerikanischen Patriot-Startgeräte auf unter 200 Abfangraketen geschätzt.

Die Ukraine benötigt genau dieses System, um Infrastruktur und Städte vor russischen Angriffen mit weitreichenden Systemen zu schützen, etwa mit Marschflugkörpern, deren Flugroute sich nach Abschuss noch beliebig manipulieren lässt. Fliegerabwehrsysteme wie die deutschen Flakpanzer Gepard oder Iris-T SLM wehren Angriffe aus dem Nahbereich ab und werden vor allem an der Front eingesetzt, wie auch zum Schutz der Patriot-Batterien gegen Attacken aus kurzer Distanz. Zum Abschirmen großer Städte eignen sich diese Systeme nicht.

Darum war der Schreck in der Ukraine besonders groß, als bekannt wurde, die USA würden schon zugesagte Patriot-Munition zunächst zurückhalten. Zwar relativierte das Pentagon später die Aussage, wichtige militärische Unterstützung der Ukraine werde gestoppt. Doch die Knappheit von Patriot-Munition steht außer Frage.

Bislang werden die Lenkflugkörper für das Patriot-System nur in den USA hergestellt. MBDA Deutschland und der US-Hersteller Raytheon bauen derzeit die erste Endmontagelinie für Patriot-Lenkflugkörper außerhalb der USA auf. Das Werk in Bayern wird aber erst ab Ende 2027 ausliefern können. Bis dahin ist die Ukraine weitgehend auf amerikanische Unterstützung angewiesen und kann mittels Schlägen wie dem aus der Nacht versuchen, die Fähigkeiten Russlands für Angriffe aus der Luft zu mindern.

Gerade diese Fähigkeiten baut Russland vor allem mit Blick auf Drohnen derzeit massiv aus - was in den vergangenen zwei Wochen zu immer neuen Rekordmeldungen der Zahl von russischen Drohnenangriffen führte.

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