Kiew wirft der ukrainisch-orthodoxen Kirche Verbindungen nach Moskau vor. Die größte Religionsgemeinschaft des Landes bestreitet die Vorwürfe. Nun droht ihrem höchsten Geistlichen die Abschiebung.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij, ausgebürgert. Grundlage seien Geheimdiensterkenntnisse, wonach Orest Beresowskyj (Onufrij) 2002 die russische Staatsbürgerschaft angenommen habe, teilte der Geheimdienst SBU mit. Der Vorsteher der ehemals zum Moskauer Patriarchat gehörenden Kirche habe dies verheimlicht. Belege dafür wurden nicht vorgelegt. Mit dem Entzug der Staatsangehörigkeit kann dem 80 Jahre alten Westukrainer nun die Abschiebung drohen.

Die Kirche wies den Vorwurf zurück. "Seine Seligkeit Metropolit Onufrij hat klargestellt, dass er nur den Pass eines Bürgers der Ukraine hat und außer dem ukrainischen keinen anderen Pass besitzt, auch nicht einen der Russischen Föderation", teilte der Leiter des Pressedienstes der Kirche Klyment in Kiew mit. Onufrij habe sich nie um die Staatsbürgerschaft eines anderen Staates bemüht.

Der Metropolit hatte bereits 2023 eine ausführliche Erklärung abgegeben. Demnach wurde der Geistliche beim Auseinanderfallen der Sowjetunion 1991 durch seine Meldeadresse im heutigen Russland automatisch als russischer Staatsbürger angesehen. Zugleich habe er jedoch nur die ukrainische Staatsangehörigkeit angenommen.

Nach der Verschlechterung der ukrainisch-russischen Beziehungen 2013 habe er auf die russische verzichtet. "Ich sehe mich als keinen anderen Staatsbürger an, als den meiner Heimaterde - der Ukraine. ... Ich habe keinen russischen Pass", schrieb er damals. Zudem betonte er, den russischen Krieg gegen die Ukraine zu verurteilen.

Ukrainischer Kirchenkampf im Krieg

Trotz staatlichen Drucks waren zu Jahresbeginn immer noch fast 10.000 Gemeinden der ukrainisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine registriert. Die mit Unterstützung von Ex-Präsident Petro Poroschenko 2018 gegründete und ebenfalls von Selenskyj unterstützte Orthodoxe Kirche der Ukraine kommt auf etwas mehr als 8000 Gemeinden.

Zwar hatte sich die Kirche nach dem russischen Einmarsch von 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und ihr Statut geändert. Sie stellt das in der Liturgie wichtige Salböl selbst her. Aufgrund des Vorwurfs von weiter bestehenden Verbindungen nach Moskau droht ihr aber ein Verbot. Ein entsprechendes Gesetz wurde im vergangenen August verabschiedet.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte Kiew vorgeworfen, die ukrainisch-orthodoxe Kirche vernichten zu wollen. Mit dieser Aussage hatte der Minister im Mai den Vatikan als passenden Ort für neue Verhandlungen über eine Beendigung des Moskauer Angriffskriegs gegen die Ukraine abgelehnt. "Ich denke, es wäre für den Vatikan selbst nicht sehr angenehm, unter diesen Umständen Delegationen aus zwei orthodoxen Ländern zu empfangen", sagte Lawrow.

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