Fast zwei Jahre ist Wladislaw Zadorin Kriegsgefangener der Russen und erlebt ein Martyrium aus Folter, Hunger und psychischer Gewalt. Über das Grauen spricht der ehemalige Soldat von der Schlangeninsel nun in einem Interview.
Ständige Folter und Hunger: Ein ehemaliger ukrainischer Soldat berichtet von unerträglichen Bedingungen in russischer Haft. "Wir waren dort grenzenloser Gewalt ausgesetzt, sowohl körperlich als auch geistig", erzählt Wladislaw Zadorin in einem Gespräch mit Radio Swoboda.
Zadorin befand sich zu Kriegsbeginn auf der Schlangeninsel im Schwarzen Meer, als die Russen ihn und seine Kameraden über Funk zur Kapitulation aufforderten. Daraufhin schleuderte ihnen ein ukrainischer Soldat die inzwischen legendäre Beschimpfung entgegen: "Russisches Kriegsschiff, fick dich!" Wenig später eroberten die Russen die Insel und nahmen Zadorin und rund 80 weitere Soldaten gefangen.
Laut dem inzwischen 26-Jährigen beunruhigte es die Russen wohl, dass "einfache Soldaten" es wagten, sich mit einer so riesigen Maschinerie wie dem russischen Militär anzulegen. "Wir wurden ständig dafür geschlagen." Noch schlimmer wurde es, nachdem ukrainische Raketen ihr Kriegsschiff, die Moskwa, versenkt hatten. Bei dem Lenkwaffenkreuzer handelte es sich um das Flaggschiff und den Stolz der russischen Schwarzmeerflotte. Nach ihrem Untergang seien die ukrainischen Soldaten von den Wachen so geschlagen worden, dass sie "wie Kissen" durch den Korridor geflogen seien.
"Wenn sie uns mit einem Gummistock schlugen, kamen sie zu uns und stellten Fragen: 'Magst du Foie gras? Hast du schon mal Foie gras gegessen?' Und wenn man das bejahte, schlugen sie einem in die Leber." Laut Zadorin gab es auch "viele Vergewaltigungen und Kastrationen".
Ermittler übten an Gefangenen
Später seien auch neue Ermittlergruppen ins Gefängnis gekommen, um an den Gefangenen zu lernen, wie man richtig schlage und verhöre. "Wir waren wie Boxsäcke, an denen sie übten". Und weiter: "Sie lernten, wie man uns richtig schlägt und wie man Ukrainer verhört, damit sie Russen auf die gleiche Weise verhören konnten." Zadorin selbst erlitt nach eigenen Angaben Wirbelschäden, eine Kopfverletzung und bekam Blasen- und Augenprobleme. Auch hat er inzwischen gelegentlich Probleme mit dem Sehen.
Der psychische Druck in der Haft war ebenfalls immens. Wie Zadorin berichtet, wurde ihnen gesagt, dass die Ukraine nicht mehr existiere und Kiew gefallen sei. Nur durch die Ankunft weiterer Kriegsgefangener hätten sie dann erfahren, dass das nicht stimmte.
Das Schlimmste für ihn persönlich sei der Hunger gewesen, erzählt Zadorin weiter. "Wir aßen Mäuse, Toilettenpapier, Waschmittel, Schnecken, Würmer – alles, was wir essen konnten." Er und seine Mitgefangenen hätten "drei Scheiben Schwarzbrot pro Tag, vermischt mit Sägemehl oder Sand" bekommen. Bei seiner Gefangennahme wog er 120 Kilogramm, bei der Freilassung im Januar 2024 war es nur noch die Hälfte.
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