Mit einem offenen Gewaltaufruf gegen den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde hat eine iranische Zeitung Empörung im Westen ausgelöst. Außenminister Johann Wadephul (CDU) schrieb auf der Plattform X: „Die Bedrohungen aus dem Iran sind zutiefst beunruhigend.“
US-Außenminister Marco Rubio nannte die Forderungen nach „Verhaftung und Hinrichtung“ von Rafael Grossi „inakzeptabel“.
Die Tageszeitung „Kayhan“ begründete den unverhohlenen Gewaltaufruf mit der Behauptung, Grossi habe „für Israel spioniert“. Die Zeitung wird im Land als staatliches Propagandablatt eingestuft. Ihr Herausgeber Hussein Schariatmadari gilt als radikaler Islamist.
Hintergrund der Anfeindungen ist die im Iran verbreitete Darstellung, dass der Bericht der IAEA Auslöser der israelischen Angriffe und den 12-tägigen Krieg waren.
Das Lenkungsgremium der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien hatte in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Die IAEA-Resolution wurde verabschiedet, nachdem sich Teheran jahrelang geweigert hatte, geheime Atom-Aktivitäten in der Vergangenheit aufzuklären.
„Binnen Monaten“ neue Entwicklungen in Irans Atomwaffenprogramm?
Der so attackierte IAEA-Chef warnte derweil unverdrossen erneut vor dem iranischen Atomprogramm. Dieses sei durch die Angriffe Israels und der USA nämlich womöglich nicht völlig zerstört worden, sagte Rafael Grossi dem US-Sender CBS laut einem veröffentlichten Interview-Transkript. Die Iraner könnten „binnen Monaten“ oder sogar „weniger“ wieder mit einigen Kaskaden von Zentrifugen Uran anreichern, sagte Grossi in dem CBS-Interview.
Abgesehen davon sei unbekannt, was nach den Bombardements aus den schätzungsweise gut 408 Kilogramm Uran geworden sei, die der Iran bereits auf einen hohen Grad von 60 Prozent angereichert hatte. Ein Teil davon sei womöglich bei den Angriffen zerstört worden, „aber etwas davon könnte fortgebracht worden sein“, sagte Gross. Weiter angereichert auf 90 Prozent, würde dieses Uran für mindestens neun Atombomben reichen.
Grossi widersprach mit seinen Äußerungen der Darstellung von US-Präsident Donald Trump, die Angriffe hätten das iranische Atomprogramm um „Jahrzehnte“ zurückgeworfen. Trump sagte am Wochenende zudem, dass er nicht davon ausgehe, dass der Iran seine Uranvorräte vor den Angriffen auf die Atomanlagen fortgebracht habe. „Das ist sehr schwierig, außerdem haben wir kaum Vorwarnung gegeben“, sagte der US-Präsident laut vorab veröffentlichten Auszügen in einem Interview für die Fox-News-Sendung „Sunday Morning Futures“. Indes sprach sich sein Außenminister Marco Rubio am Samstag für einen Besuch von IAEA-Inspektoren im Iran aus.
Grossi hatte nach den Angriffen Zugang zu den beschädigten Anlagen gefordert, um die Bestände an angereichertem Uran überprüfen zu können. Die Regierung in Teheran lehnt dies bisher ab. Das iranische Parlament stimmte zudem für die Aussetzung der Zusammenarbeit mit der IAEA.
Iran sieht „boshafte Absichten“ bei der IAEA
Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte Grossi am Freitag vorgeworfen, die Forderung, die bombardierten Anlagen für eine Sicherheitsinspektion besuchen zu wollen, sei nur ein Vorwand. Die Absichten des IAEA-Chefs seien „möglicherweise sogar boshaft“, erklärte Araghtschi auf X.
Teheran kritisierte die IAEA dafür, die israelischen und US-Angriffe auf die iranischen Atomanlagen nicht verurteilt zu haben. Die iranische Regierung wirft der IAEA zudem vor, Israel mit einer Resolution einen „Vorwand“ für seine Angriffe auf den Iran geliefert zu haben. Der Gouverneursrat der IAEA hatte am 12. Juni eine unter anderem von Deutschland eingebrachte Resolution verabschiedet, die den Iran wegen der „Nichteinhaltung“ seiner Verpflichtungen in Bezug auf die Begrenzung der Urananreicherung kritisiert.
Am Wochenende forderte Frankreich den Iran dazu auf, mit dem Ende der Angriffe an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sollte Teheran nicht bereit sein, ernsthafte Verhandlungen über sein Atomprogramm zu führen, würden umfangreiche Sanktionen folgen, sagte Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot am Samstag dem Nachrichtensender LCI. So könnte etwa „das weltweite Embargo für Waffen, Atomausrüstung sowie Banken und Versicherungen“ wieder in Kraft gesetzt werden. Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, nach Atomwaffen zu streben, was Teheran bestreitet.
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