Nach dem Waffenstillstand sollen die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm nach Wunsch des US-Präsidenten wieder in Gang kommen. Trump kündigt geplante Gespräche an. Teheran dementiert das - und macht unterschiedliche Angaben zu den Kriegsfolgen.
Aus dem Iran sind zum Ausmaß der Schäden an den iranischen Atomanlagen nach den US-Angriffen widersprüchliche Äußerungen verlautet. Während das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei die Auswirkungen der Angriffe herunterspielte, bezeichnete Irans Außenminister Abbas Araghtschi die Schäden nach dem zwölftägigen Krieg mit Israel als "schwerwiegend". Zugleich dementierte Araghtschi eine Rückkehr Teherans an den Verhandlungstisch.
"Der amerikanische Präsident hat die Ereignisse auf ungewöhnliche Weise übertrieben", sagte Chamenei in einer im Fernsehen verbreiteten Videobotschaft mit Blick auf US-Präsident Donald Trump. Er sagte, die Angriffe hätten der nuklearen Infrastruktur des Iran "nichts Wesentliches" zugefügt. Er wies zudem US-Angaben zurück, wonach das iranische Atomprogramm um Jahrzehnte zurückgeworfen worden sei.
Araghtschi hingegen sagte im iranischen Staatsfernsehen, die iranische Atombehörde nehme derzeit eine detaillierte Bewertung der Schäden vor. Zugleich seien "Experten-Studien und politische Entscheidungsprozesse" im Gange.
Bisher keine Verhandlungen geplant
Zugleich wies Araghtschi US-Angaben zurück, wonach weitere Verhandlungen über das iranische Atomprogramm geplant seien. "Ich möchte klarstellen, dass es keine Vereinbarung, keine Absprache und kein Gespräch zur Aufnahme neuer Verhandlungen gibt", sagte er. Es sei "noch kein Plan für die Aufnahme von Verhandlungen festgelegt" worden. Trump hatte zuvor gesagt, dass neue Atomgespräche mit dem Iran geplant seien. Die Gespräche sollten in der kommenden Woche stattfinden. "Wir könnten eine Vereinbarung unterzeichnen. Ich weiß es nicht", sagte der US-Präsident.
Israel hatte vor knapp zwei Wochen einen Großangriff auf den Iran gestartet und dies mit dem fortgeschrittenen iranischen Atom- und Raketenprogramm begründet. Der Iran attackierte Israel danach seinerseits mit Raketen und Drohnen. Am Dienstag trat nach zwölf Tagen Krieg eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft. Zuvor hatten die USA iranische Atomanlagen bombardiert. Dabei wurden nach Angaben der US-Regierung die Nuklearanlagen des Iran "ausgelöscht" und vollständig "zerstört".
EU sieht sich in guter Position
Bei möglichen Verhandlungen mit dem Iran über dessen Atomprogramm sieht Bundesaußenminister Johann Wadephul die Europäer in einer guten Position. "Wir haben ein ganz gutes Blatt", sagte Wadephul in der ZDF-Talksendung "Maybrit Illner". Die Europäer könnten mit dem sogenannten Snapback-Mechanismus Sanktionen gegen Teheran auslösen. "Wir haben einen echten Trumpf. Das weiß man in Washington und das werden wir gemeinsam abgestimmt nutzen." Ziel sei es weiter, zu einer Verhandlungslösung zu kommen.
Das Wiener Abkommen von 2015 zum iranischen Atomprogramm läuft - auch wenn es faktisch nicht mehr angewendet wird - formal im Oktober 2025 aus. Bis dahin bleibt den Europäern als Mitunterzeichnern die Möglichkeit, über den sogenannten Snapback-Mechanismus frühere und strenge UN-Sanktionen gegen den Iran ohne großen Widerstand wieder in Kraft zu setzen. Damit verfügen die europäischen Regierungen, auch wenn sie nicht direkt mit dem Iran bezüglich des Atomprogramms am Verhandlungstisch sitzen, weiterhin über ein wichtiges Druckmittel.
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