Seit der frühere SPD-Fraktionschef Mützenich ein Manifest gegen die Russlandpolitik der Bundesregierung unterzeichnet hat, weht ihm ein kalter Wind aus der eigenen Partei ins Gesicht. Der Sozialdemokrat fühlt sich von der Heftigkeit verletzt. Besonders der Vorwurf einer Nähe zum Kremlchef macht ihn wütend.

Der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich fühlt sich von der eigenen Partei missverstanden und zeigt sich betroffen von der Kritik an seinen Äußerungen zur Russlandpolitik. "Die Vehemenz der Angriffe, ja, auch die Anfeindungen aus der SPD haben mich irritiert und verunsichert", sagte Mützenich dem "Spiegel".

Mitte Juni hatten Mützenich und 120 andere Erstunterzeichner in einem sogenannten Manifest eine Kehrtwende im Umgang mit Russland und in der Frage der Aufrüstung gefordert. Niedersachsens sozialdemokratischer Ministerpräsident Olaf Lies wertete das Papier als Angriff auf die Parteispitze um Lars Klingbeil. SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius bezeichnete das "Manifest" als "Realitätsverweigerung".

Mützenich beklagte den Umgang mit sich als unfair und respektlos. Es möge blauäugig gewesen sein, aber mit dieser Schärfe habe er nicht gerechnet. "Ich dachte, in dem Papier stecke so viel zur internationalen Politik. Ich habe nicht gedacht, dass es wieder nur um mein angeblich naives Russlandbild geht."

"Krieg nur im Dialog mit Russland zu beenden"

Er glaube weiterhin, dass die internationalen Kriege und Konflikte nur im Dialog mit Russland beendet werden können, sagte Mützenich dem Magazin. "Aber ich mache mir keine Illusionen über den russischen Präsidenten, ich verspüre Ekel, wenn ich seinen Namen nur höre, und bin sicher kein Putin-Versteher." Dieser Vorwurf ärgere ihn besonders, wenn er von Parteifreunden komme, die Deutschland in die Abhängigkeit von russischem Gas getrieben hätten, sagte er dem "Spiegel".

Zu Pistorius' Vorwurf der "Realitätsverweigerung" sagte Mützenich, es gehöre auch zur Realität, sich Gedanken zu machen über die Konsequenzen des Fünfprozentziels der Nato. "Wenn wir so viel Geld für den militärischen Bereich ausgeben, müssen wir darauf achten, ob auch für andere existenzielle Felder Mittel übrig bleiben." Also für Arbeit, Bildung, Wohnungspolitik, den Sozialstaat.

Am Wochenende sollte Mützenich eigentlich für seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender geehrt werden. Doch am Bundesparteitag der SPD wird er nicht teilnehmen. Er hat andere Termine.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke